Text, Video und Audios von Br. David Steindl-Rast OSB

jesus d christus titelCopyright © - Erich Baumgartner

«Schweigen gibt mir Anteil an Dir, Du tiefste Stille.

‹Der stille Gott stillt alles; und wer sich in seine Stille versenkt, wird still›
(Bernhard von Clairvaux).
[1]

Schweigend darf ich mich in Deine Stille hinunterlassen.
Dann stillst Du mich, wie eine Mutter ihr Kind stillt,
bis es schweigend in ihrem Schoß ruht.

Schenk mir, dass ich,
ausgeruht durch mein Ruhen in Dir,
wach daraus hervorgehen kann,
ohne die Ruhe zu verlieren.

Lehre mich, durch Schweigen
so bleibend in Deiner Stille gefestigt zu werden,
dass auch mein Reden aus der Stille kommt.
So, wie mein Stillsein Bild Deines Schweigens ist,
so lass Deine Stille zu Wort kommen
in meinem Reden und Tun. Amen.»
[2]

«Du großes Geheimnis, Quellgrund meines Lebens,
Meer, dem alles zuströmt!

Alles soll heute Begegnung werden mit Dir
durch Wort und Bild ‒
durch alles, was meine Sinne anspricht,
durch alles, was dabei in meinem Herzen aufleuchtet.

‹Quellgrund›? ‹Meer›?
Bilder und Worte, von mir gefunden.
Aber was dahintersteht,
ihre Bedeutung, ist nicht Erfindung, sondern Fund.

Nur im Erfinden kann ich Dich finden.
‹Wir dürfen jenen erhorchen›,
sagt der Dichter von Dir,
‹der uns am Ende erhört
›.[3]

Lass mich heute Dich erhorchen in allem,
was ich mit Ohr und Herz höre!
Und erhöre Du dieses Gebet.
Amen»[4]

«Worte, die aus der Stille kommen, reden ‒
von was immer sie auch sonst noch reden mögen ‒
von Dir, Du großes Geheimnis.
Sie weisen auf Unaussprechliches hin.

Sie offenbaren ein flüchtiges Glänzen von einem Ganzen,
das dunkel im Schweigen ruht.

Mach mich hellhörig für das Unsägliche,
das in allem Ausgesagten mitschwingt ‒
für den unfasslichen Überfluss.

Zugleich aber möchte ich auch auf die Fasslichkeit achten,
die Worte uns zeigen, indem sie Fließendes einfassen,
bevor es wieder überfließt.

Dankbar für alles in ihren Schalen erfasste,
will ich Worte achtsam hören und sorgfältig nutzen ‒
achtsam, gewissenhaft und dankbar für diesen Schatz,
unseren Wortschatz.
Danach nimm mich wieder auf in Deiner Stille. Amen.»
[5]

Solange wir uns im Bereich der Logik bewegen, bewegen wir uns im Bereich des Wortes, des Logos. Solange wir uns im Bereich des Wortes bewegen, muss alles logisch sein. Aber wir wissen, dass das Leben über die Logik hinausgeht, ohne freilich die Logik zu zerstören. Das gibt uns Zugang zu einer sehr bezeichnenden und sehr zentralen Form geistlichen Trainings im Zen-Buddhismus: dem Koan.

Gerade weil das Koan uns immer wieder so fremd erscheint, bietet es einen guten Ansatzpunkt und ist geeignet, uns aufzustacheln zu einem tieferen Verständnis dessen, um was es hier geht. Ein Koan ist ein Paradox, meist ein ganz kurzes Wort eines Meisters, das einem Novizen gegeben wird, um daran sein logisches Denken nicht zu brechen, aber zu überwinden. Es ist ein Wort, das so tiefen Sinn hat, dass es logisch nicht auszuschöpfen ist. Es zwingt uns, über die Logik hinauszugehen.

Ein berühmtes Koan ist zum Beispiel die Geschichte eines sehr jungen Novizen, der zu Hakuin kommt. Meister Hakuin gibt ihm ein Koan, das seinem Alter angepasst ist, und sagt:

«Klatsch in die Hände!»

Der Kleine klatscht in die Hände, und Hakuin sagt:

«Du hast also gehört, wie das Klatschen
von zwei Händen klingt.
Wie klingt das Klatschen  e i n e r  Hand?»

Es ist ja zweimal eine Hand, die klatscht. Wie klingt also das Klatschen einer? Das ist typisch eine Koan-Frage, logisch nicht zu beantworten.

Und nun, heißt es, sitzt der Novize mit diesem Koan wie eine Gluckhenne auf Eiern, auf nichts anderes bedacht als auf dieses Eine. Er lebt ein ganzes Jahr lang mit nichts als mit der Frage:

«Wie klingt das Klatschen  e i n e r  Hand?»

Er ist so darauf bedacht wie eine Katze, die eine Maus in eine Ecke getrieben hat und nichts anderes mehr im Sinn hat.

Diese Zen-Geschichten enden für uns meist außerordentlich enttäuschend. Wir warten nämlich auf das entscheidende Wort; aber das Entscheidende daran ist gerade, dass das Wort nicht kommt, sondern das Schweigen.

Alle Zen-Geschichten wollen uns dorthin führen, wo das Wort aufhört und das Schweigen beginnt. Und so ist auch die Pointe dieser Geschichten nur ein Hinweis auf das Schweigen, aus dem das Wort entspringt und in das es mündet.

In diesem Fall ist die Antwort, mit der der Novize dann kommt und dem Meister zeigt, dass er eingesehen hat:

«Ich habe das Schweigen gehört.»

Paradox ‒ aber die Antwort lässt sich eben nur in einem Paradox ausdrücken, sonst würden wir uns ja noch im Bereich der Logik bewegen. Was über den Bereich der Logik hinausgeht, können wir im Bereich des Wortes nur in einem paradox ausdrücken:

«Ich habe das Schweigen gehört.»[6]

Wort und Schweigen gehören zusammen. Wir dürfen sie nicht voneinander trennen. Jesus selbst wehrt sich dagegen. Wenn Philippus sagt:

«Zeig uns den Vater, das genügt uns»,

hat er offenbar im Sinn, dass man das Wort zurücklassen könne, um so zu dem zu kommen, was das Wort offenbart. Aber die Antwort ist:

«Philippus, jetzt bin ich schon so lange bei euch,
und du hast noch immer nicht verstanden?
«Wer mich sieht der sieht den Vater.» (Joh 14,9)

Sonst ist nichts zu sehen. Aber nicht deshalb, weil der Vater dies oder jenes nicht offenbart, sondern weil er eben alles offenbart  i n  seinem Wort.

«Wer mich sieht, sieht den Vater.»
Das heißt, dass wir im Wort
das Schweigen hören müssen.

Das Schweigen kommt zu sich im Wort;
und in diesem Sinn kommt der Vater zu sich
im ewigen Wort.

«Wer das Wort Jesu wahrhaft hören kann,
der kann auch sein Schweigen hören.»
(Ignatius von Antiochien)
[7]

«Im wahren Wort muss unser Herz zur Sprache kommen;
das Herz als unser innerstes Zentrum,
unser innerstes Schweigen, muss zu Wort kommen.

Das bedeutet, dass das Wort Ausdruck des Schweigens sein muss;
sonst ist es Geplapper.

Das wahre Wort ist Ausdruck des Schweigens;
es ist sozusagen schwanger mit Schweigen.

Das Wort muss ins Schweigen aufgenommen werden,
so wie die Saat in die schweigende Erde fallen muss.

Das Wort muss von Herz zu Herz gehen,
muss das Schweigen eines Herzens
dem Schweigen eines anderen Herzens
mitteilen mittels des Wortes.»
[8]

Wie uns die Vielfalt der Worte bedeutend ist, so ist für den Buddhismus das eine Schweigen, aus dem alle diese Worte kommen, zentral. Zum Wort gehört die Vielfalt der Aussagen. Aber es steht immer ein und dasselbe Schweigen dahinter.

Gott ist so einfach, dass er nur eines zu sagen hat, und das ist er selber. Und dieses Eine ist so unerschöpflich, dass es immer wieder und immer wieder in unerschöpflicher Vielfalt ausgesprochen werden muss.[9]

Nachdem aber Wort und Schweigen so eng zusammengehören, haben wir als Christen sozusagen von innen her einen Zugang zu dem, was ganz zentral ist für den Buddhismus. Nur nennen wir es meist nicht Schweigen, sondern Mysterium. Mysterium als das, was uns sprachlos macht.[10]

Das Schweigen, von dem wir hier sprechen, ist ja nicht gekennzeichnet durch die Abwesenheit von Worten, sondern durch die Anwesenheit einer Wirklichkeit, die so überwältigend ist, so erschütternd und anziehend zugleich, dass sie uns sprachlos macht. Die Gegenwart Gottes geht eben über das Wort hinaus.

Da muss man nun sehr vorsichtig sein. Wir dürfen nicht denken, dass man das Wort zurücklassen könne, indem man über das Wort hinausgeht. Ebenso wenig wie man das Wort zurücklässt, wenn man den Sinn des Wortes erfasst. Man erfasst den Sinn eben nur im Wort.

Das Wort hat Sinn, das Schweigen gibt Sinn.

Wenn Wort so umfassend verstanden wird, wie wir es hier verstehen, dann liegt jenseits des Wortes nichts. Nicht aber ein leeres Nichts, sondern das Nichts, das den Horizont für alles bildet: das Schweigen, das den Horizont des Wortes bildet.[11]

Auch in unserer eigenen Tradition gehen wir ja über das Wort hinaus, zum Beispiel im Gebet der Stille.

Für uns Christen ist das Gebet der Stille unsere eigene buddhistische Form des Gebetes. Wir treten dabei einfach ein in das Schweigen, in dem das Wort aufgehoben ist. Es handelt sich darum, über die Logik hinauszugehen, ohne sie zurückzulassen. Das Leben ist eben größer als die Logik.[12]

«Der ruhige Gott beruhigt alles
und wer sich in die Ruhe Gottes versenkt,
ruht.»
[13]

[Quellenangaben zum obigen Text in Anm. 2, 4-8, 12f.]

[Ergänzend:

Auf dem Weg der Stille (2023): Kp. 9: «Unsere Suche nach dem letzten Sinn», 123f. und 128f.; siehe auch im Buch Ein Garten voll Glück (2019) unter dem Titel: Suche nach dem Sinn und in Sinn ‒ dreifaltiges Mysterium:

«Jede Begegnung mit dem Geheimnis verbirgt sich im Schweigen.

Im deutschen Begriff ‹Geheimnis› steckt das Wort ‹Heim›: ein Geheimnis behalten wir bei uns daheim, zeigen es nicht öffentlich.

Der aus dem Griechischen abgeleitete Begriff dafür, ‹Mysterium› ist vom Tätigkeitswort ‹myein› abgeleitet, das bedeutet ‹still bleiben› oder ‹den Mund halten›.

Ein Mysterium, ein Geheimnis ist keine Leere, sondern die unfassbare Präsenz, die uns anrührt und uns sprachlos macht, indem sie uns Sinn erschließt.

Sinn wird nur mittels der Spannung zwischen Wort und Schweigen aufrechterhalten.» (123f.)

«Auf ähnliche Weise konzentriert sich der Buddhismus auf eine Dimension, die zum Wort gehört, aber in der christlichen Tradition ziemlich vernachlässigt worden ist.» (128)

«Es würde nicht der Wahrheit entsprechen, wenn wir behaupten wollten, die großen Traditionen der Spiritualität verhielten sich zueinander komplementär. Ja, es wäre falsch, sich vorzustellen, sie ließen sich alle ‹zum Richtigen› zusammenfassen. Jede von ihnen ist ‹das Richtige›.

Sie sind nicht komplementär, sondern interdimensional.

Jede enthält jede, wenn auch mit den größtmöglichen Unterschieden bezüglich der Akzentsetzung. Daher ist jede einmalig.

Jede ist in ihrer Art auch die höchste. Wo bleibt da der christliche Anspruch auf Universalität?

Richtig verstanden, ist er nicht eine Art von kolonialem Anspruch, sondern er verweist auf innere Horizonte.

Es verlangt nicht von den anderen, sondern von uns Christen, dass wir immer und immer wieder die vernachlässigten Dimensionen unserer eigenen Tradition wiederentdecken, damit wir wahrhaft universal, also wirklich katholisch werden.

Nicht irgendeine Theorie, sondern unsere eigene Erfahrung muss der Schlüssel zum Verständnis der spirituellen Traditionen werden, vor die wir uns gestellt sehen.» (128f.)

Von «Interdimensionalität» spricht Bruder David bereits im Eröffnungsvortrag anlässlich der Salzburger Hochschulwochen Jesus als Wort Gottes (1972), abgedruckt im Buch Die Frage nach Jesus (1973), 48-50; siehe auch in Schweigen ‒ Wort ‒ Verstehen: Ergänzend: 2. und in Anm. 2 und 5

Schweigen ‒ Wort ‒ Verstehen sind grundlegende Schlüsselworte, die wir unbedingt brauchen zum Verständnis der spirituellen Traditionen, vor die wir uns gestellt sehen.

«Sie sind nicht komplementär, sondern interdimensional:

Jedes enthält jedes, wenn auch mit den größtmöglichen Unterschieden bezüglich der Akzentsetzung. Daher ist jede einmalig.» (Ebd. 128)

Entscheidend ist, diese Interdimensionalität, diese Dreieinheit von Schweigen ‒ Wort ‒ Verstehen nicht nur als eine Theorie wahrzunehmen, sondern sie persönlich zu erfahren. (Ebd. 129)

Sonst sind wir «wie der Junge, der seinen Zahn in die Hand nimmt, nachdem ihn der Zahnarzt gezogen hat, etwas Zucker darauf streut und abwartet, wie das wehtut. Schmerz kann man nicht von außen her verstehen, und genauso wenig Freude, Leben oder Religion.» (Ebd. 39f.)

Bruder David zeigt Wege auf, wie wir diese Dreiheit von Schweigen ‒ Wort ‒ Verstehen im Alltag erfahren und leben können. Folgende sechs Punkte nennt er immer wieder in seinen Vorträgen und Büchern:

1. Die Stille nicht brechen ‒ die Stille zu Wort kommen lassen

Video Leben in Zeiten der Bedrängnis (2017) und Mitschrift; siehe auch Dichtung, Bilder, Sprache: Ergänzend: 6.1.:
(00:50) «Nach so ergreifender Musik fühlt man fast, dass man sich entschuldigen muss, die Stille jetzt durch Worte zu unterbrechen. Aber vielleicht gelingt es uns stattdessen, die Stille, die aus der Musik kommt, zu Wort kommen zu lassen. Und das gelingt am ehesten durch Dichtung. Und darum bin ich auch eingeladen worden, ein paar Worte zu sagen zu den vier Zeilen, die im nächsten Stück aus einem Sonett von Rilke vertont werden.»

Audio Gottesbild und Glaubenszweifel (2003); siehe auch Schweigen ‒ Wort ‒ Verstehen: Ergänzend: 2., Themenbereich 3):
(33:30) Das wahre Wort kommt immer aus der Stille und kehrt wieder in die Stille zurück: der Unterschied von Gespräch und Wortwechsel ‒ ‹Wie die ganze Welt in Stille lag, sprang dein göttliches Wort vom himmlischen Thron› (Weish 18,15): Sich in diese Stille zu versenken ist für Buddhisten ebenso zentral, wie für uns vom Wort leben

Audio Festival «Die Kraft der Visionen» (1991); siehe auch Stille zulassen: Ergänzend: 4.:
3. Mit dem Herzen horchen ‒ Die Themen des Gesprächs:
Musik und Alltag aus der Kraft der Stille (Paul an der Panflöte)

2. Sich in ein echtes Gespräch einlassen

Einsichten aus Rilkes Dichtung, Teil I (2014), 31:

«Ein ernstes Gespräch ist kein Wortwechsel, das ist eher ein Austausch von Schweigen: Schweigen mittels Worte. Was ausgetaucht wird ist nicht ein Wortwechsel ‒ ein Schweigewechsel. Ein gemeinsames Schweigen in das man sich einlässt.»

3. Unseren buddhistischen Augenblicken Platz einräumen im Alltag mit dem Gebet der Stille

Audio Interreligiöser Dialog (2014)
Bruder David: Grußwort und Vortrag; siehe auch
Schweigen ‒ Wort ‒ Verstehen: Haupttext und Ergänzend: 1.1. und Verstehen durch Tun: Ergänzend: 1.1.
(29:24) Die Methode:
Stop ‒ Look ‒ Go, Innehalten ‒ Innewerden ‒ Tun: Unsere täglichen buddhistischen Augenblicke, unsere ‹amunah›-Spiritualität und unser Yoga

4. Von der Vielfalt in die Einheit zurückgehen und von der Einheit wieder hinaus in die Vielfalt

Audio Lebendige Spiritualität (2015): Schweigen ‒ Wort ‒ Verstehen durch TUN mit Gedichten von Rilke; siehe auch Tanz ‒ der Sinn des Ganzen: Ergänzend: 2.1.:
Verstehen durch TUN:
(48:31) … ‹das heißt: Kehre von der Vielfalt in die Einheit zurück, aus dem Wort ins Schweigen, in das eine Schweigen, was die kappadozischen Väter, die frühen griechischen Väter, schon im 4. Jh. den Reigentanz der Trinität genannt haben: Aus dem Schweigen des Vaters in das Wort des Logos und durch das Verstehen des Hl. Geistes zurück in das Schweigen: Aus der Einheit in die Vielfalt und durch das Tun und Verstehen wieder zurück in die Einheit. Also immer wieder geht es um unser Eingebettet sein in dem Geheimnis.›

5. Sich von Dichtung im Raum der Stille berühren lassen

In allen drei Vorträgen Credo ‒ Ein Glaube, der alle verbindet (2010), anlässlich der Vorstellung seines Buches Credo: Ein Glaube, der alle verbindet, ist Bruder David das Verständnis für dichterische Sprache ein wichtiges Anliegen; er spricht darüber im dritten Teil seiner Vorträge.

6. Die Dreieinheit von Schweigen ‒ Wort ‒ Verstehen durch Tun üben mit dem Dreischritt Stop ‒ Look ‒ Go:

Im Buch Orientierung finden (2021): «Berufung ‒ ‹Folge deinem Stern›, 101, und «Stop ‒ Look ‒ Go: sich einfinden in den Fließweg des Lebens»,113:

«Die Antwort auf jede Berufung wird einem Dreischritt folgen:

still werden,
sonst können wir nicht horchen;
hinhorchen,
sonst können wir nicht hören,
wozu das Leben uns ruft;
und antworten
auf den gehörten Ruf ‒
innehalten, innewerden und tun

Das gilt für Berufung im Großen, will aber Augenblick für Augenblick im Kleinen geübt werden. Wir nennen diese Übung: Stop ‒ Look ‒ Go.» (101)

«Wir können ‹Stop ‒ Look ‒ Go› an jedem Ort und zu jeder Zeit üben: am Arbeitsplatz genauso gut wie an einem Ort der Stille; in der U-Bahn genauso gut wie bei einer Wanderung in den Bergen. Und wann immer wir diesen einfachen Dreischritt üben, bringt er uns ins Jetzt.» (113)]

___________________

[1] Inspiriert von Bernhard von Clairvaux (1090-1153): ‹Die Ruhe Gottes macht alles ruhig. Und wer sich in die Ruhe hinablässt, wird ruhig.› Siehe auch Anm. 13

[2] Erwachende Worte (2023): ‹10 ‒ Schweigen›, 37

[3] Rilke: Sonette an Orpheus 2. Teil., XXIV

[4] Du großes Geheimnis: ‹Gebete zum Aufwachen› (2019), ‹10 ‒ Erfinden und Finden›, 19; siehe auch Sinne und Sinn

[5] Erwachende Worte (2023): ‹13 ‒ Worte›, 43; siehe auch Dichtung, Bilder, Sprache

[6] Jesus als Wort Gottes, abgedruckt in: Die Frage nach Jesus (1973), 43f.

[7] Ebd. 47 und 48: das Wort von Ignatius von Antiochien

[8] Ebd. 41; siehe auch: Sinnorgan Herz: Ergänzend: 4.2.; Sinn ‒ dreifaltiges Mysterium: Ergänzend: 2.4.

[9] Bruder David in seinem Vortrag in Wien anlässlich der Vorstellung seines Buches Credo: Ein Glaube, der alle verbindet; siehe das Audio in Credo ‒ Ein Glaube, der alle verbindet (27. Oktober 2010) im Zusammenhang mit dem Gedicht von Gerald Manley Hopkins: ‹Gescheckte Schönheit› (‹Piet Beauty›) (30:54-34:15):

«denn Thomas von Aquin sagt, dass der Akt, in dem Gott das ewige Wort spricht: das eine, den Logos,  d e r s e l b e  Akt ist, in dem Gott die Welt erschafft.

Gott ist zu einfach, um zwei Akte zu haben: In  e i n e m  Schwung kommt aus dem Nichts, dem trächtigen Nichts, dem schwangeren Nichts des göttlichen ES, alles hervor. Das ist der Logos  und  die ganze Schöpfung in einem Schwung.»

Quelle: Thomas von Aquin: Das Wort: Kommentar zum Prolog des Johannes-Evangeliums (lat.-dt.) (= Einführende Schriften, Bd. 1), übersetzt von Josef Pieper; hrsg. von Hanns-Gregor Nissing und Berthold Wald, München, Pneuma-Verlag [2017], 9

[10] Das Wort Mysterium geht auf das lateinische mysterium zurück, was vom altgriechischen μυστήριον (mysteriös) herrührt und seine Wurzel im griechischen mýein ύειν) (sich schließen, zusammengehen, den Mund, besonders aber die Augen (ver)schließen, einschlummern) hat. Siehe auch Einsichten aus Rilkes Dichtung, Teil I (2014), 23f.

[11] Audio 2.1, in Festival «Die Kraft der Visionen» (1991) und Mitschrift: Bruder David schließt den Vortrag mit den Worten:

«Wir sollten uns vielleicht daran erinnern, wenn wir das nächste Mal zu der bitteren Einsicht kommen:

‹Ich kann mich auf nichts verlassen.›

Ein wunderbarer Satz! Er kommt uns auf die Zunge gerade im rechten Augenblick:

‹Ich kann mich auf Nichts verlassen.

Wirklich: Ich kann mich verlassen ‒ auf Nichts‹Wir können auf Wasser gehen›. Das Nichts ist auch etwas: die Fülle des Lebens entspringt daraus.»

[12] Jesus als Wort Gottes 42f. mit Einschub «Das Wort hat Sinn; das Schweigen gibt Sinn.» (41)

[13] RUHE, in: Das ABC der Schlüsselworte, im Buch Orientierung finden (2021), 154; siehe auch in Schweigen ‒ Wort ‒ Verstehen: Schlüsselwort ‹Ruhe›:



Quellenangaben

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