Preisverleihung 2022
HERZLICHE GRATULATION

Für seinen Einsatz für eine erneuerungsfähige und spirituell tief verwurzelte Kirche wurde David Steindl-Rast am 10. Oktober 2025 mit der Trompete von Jericho der österreichischen Kirchenreformbewegungen ausgezeichnet. ORF-Kurzvideo, Fotos und Presse: kathpress + Ordensgemeinschaften Österreich.
«Wir sind Kirche», Pfarrerinitiative, Laieninitiative und «Priester ohne Amt» ehren damit seit 2021 jährlich Persönlichkeiten, «denen die Kirche im Bereich von Spiritualität und Spiritueller Theologie viel zu verdanken hat» und die sich mutig für eine Kirche mit Zukunft einsetzen.
Bruder David hat durch sein Engagement ein wichtiges Zeichen gesetzt. Mit seinem Einsatz trägt er dazu bei, Grenzen zu öffnen und neue Perspektiven sichtbar zu machen – in Anlehnung an die Symbolik der Trompete von Jericho.
Mit Dankbarkeit und Respekt gratulieren wir Bruder David zu dieser Ehrung und hoffen, dass sein Beispiel viele andere ermutigt, den Weg der Erneuerung weiterzugehen.
Die Laudatio sprach Johannes Neuhauser. Martina Wirth gratulierte musikalisch mit dem berühmten Trompetensignal aus Beethovens dritter Leonoren-Ouvertüre.
Bebildertes VIDEO inkl. Kurzfilm
00:00 – 14:00 Laudatio von Johannes Neuhauser
14:00 – 19:47 Dankesrede von Bruder David
Bruder David spricht ausgehend von der alttestamentarischen Erzählung Josua 6 («die Trompete von Jericho») über den FRIEDEN der heute nur durch Gewaltlosigkeit zu erzielen ist.
Laudatio (Johannes Neuhauser)
Lieber Bruder David,
liebe Festgäste,
meine sehr geehrten Damen und Herren,
es ist mir eine Freude, hier ein paar Worte des Dankes stellvertretend für uns ALLE an Bruder David zu richten. Erlauben Sie mir kurz mit zwei Hypothesen zu beginnen: Meine erste Hypothese: Jede und jeder hier im Raum kennt Bruder David. Sei es durch seine inspirierenden Bücher und Vorträge oder durch seine klaren und wegweisenden Interviews im Fernsehen, im Radio oder auf YouTube. Meine zweite Hypothese: Jede und jeder hier im Raum schätzt etwas ANDERES an Bruder David.
-
Viele schätzen seine Verdienste rund um das Wiederauffinden der DANKBARKEIT.
-
Oder sie schätzen Bruder Davids unermüdliches Engagement im interreligiösen Dialog.
-
Oder sie schätzen seine klaren, aber immer respektvollen Aussagen zum Zustand der Kirche. Meiner Ansicht nach hat Bruder David klar erkannt, dass im heutigen Christentum vieles sterben muss, um dann in einer neuen, verwandelten Gestalt wieder auferstehen zu können.
Und wenn wir, wie Bruder David, furchtlos und mutig hinschauen, dann können wir erkennen, wie diese neue Gestalt bereits geboren wird. Wir können Zeugen und Mitgestalterinnen dieses Prozesses sein. Dazu braucht es jedoch den Geist der Furchtlosigkeit und den Geist des Mutes. Diese zwei Eigenschaften, nämlich die Furchtlosigkeit und der Mut, sind Wesenszüge von Bruder David, die ich persönlich zutiefst an ihm schätze und ja - auch bewundere. Hier kann er meiner Ansicht nach für uns alle ein echtes Vorbild sein.
Unermüdlich wiederholt Bruder David folgenden Satz aus der Bibel:
FÜRCHTET EUCH NICHT!
JA – FÜRCHTET EUCH NICHT!
Aus meiner Sicht ist dies ein ganz wichtiger Satz in Zeiten von Donald Trump und Wladimir Putin und den unsäglichen Kriegen in der Ukraine, im Nahen Osten und im Sudan. Wir leben in einer Zeit, in der es vor allem darum geht, den anderen zu dominieren: Sei es in der Politik, aber auch im privaten Leben. Nur meine Meinung, meine Sichtweise, mein Gewinn zählt. Das gilt es durchzusetzen. Koste es was es wolle.
Bruder David hingegen ist ein Mann des Dialogs, des Ausgleichs und der Versöhnung.
Er reagiert auf Krisen nicht mit einem ausgeprägten Freund-Feind-Denken, sondern mit Kreativität. Bruder David lebt uns vor, was es bedeutet IM HIER UND JETZT MUTIG ZU SEIN und für seine Überzeugungen und seinen Glauben furchtlos einzustehen, ohne den Anderen in eine Ecke zu drängen oder abwerten zu wollen.
Ich bin mir nicht sicher, ob viele hier im Raum wissen, dass Bruder David (auch) jüdische Wurzeln hat. Seine Mutter wurde von den Nazis als «Halbjüdin» abgestempelt. Mehrere nahe Verwandte mussten auswandern oder fliehen. Bruder Davids Lieblingstante (die Schwester seiner Großmutter) wurde in Auschwitz ermordet.
Zum Abschluss möchte ich Ihnen noch den politisch denkenden und handelnden Bruder David vorstellen. Dies ist eine Seite an Ihm, die vielleicht manche von Ihnen noch nicht kennen. Wir leben in einer Zeit, in der die Demokratie und die damit verbundenen Menschenrechte wieder bedroht sind. Bruder David hat sich immer für ein Leben in Freiheit, in Würde und in Fülle eingesetzt.
Ich zeige Ihnen jetzt ein 4 minütiges Video von einem Podiumsgespräch mit Bruder 2016. Das Video wurde im Anschluss an ein Theaterstück über die in Auschwitz ermordete Jüdin Etty Hillesum aufgezeichnet (Bruder David schätzt Etty Hillesums sehr. Auch sie war unglaublich mutig und furchtlos. Etty ging freiwillig ins Durchgangslager Westerbork, um ihren jüdischen Landsleuten beizustehen). Freuen Sie sich mit mir auf 4 Minuten mit Bruder David zu folgenden Themen:
1. «Was ist das Böse, und wie können wir dem Bösen entgegentreten?»
2. «Worin besteht echte Feindesliebe?»
3. «Welche Gefahren standen am Beginn der NS-Herrschaft und vor welchen Gefahren stehen wir möglicherweise heute?»
Da der Ton auf dem Video vielleicht für manche im Saal nicht so gut verständlich war, wird Schauspielerin Bettina Buchholz die letzten Sätze von Bruder David nochmals vortragen:
«Es besteht eine große Gefahr für uns alle, dass wir das Ende von der Geschichte schon kennen und daher den Anfang völlig falsch einschätzen. Springen wir in das Jahr 1933 zurück. Damals war es gar nicht so klar, wo das hinführt: Dass der Hitler rechtmäßig und ordentlich in den Reichstag gekommen ist, dass das alles politisch völlig klar und ordentlich war, das müssen wir uns heute vor Augen halten, denn dann werden wir erst wach für das, was heute passiert und dorthin führen könnte!»
Ganz zum Schluss möchte ich noch auf die künstlerische Seite von Bruder David hinweisen. Seine Bücher und Texte sind von hoher literarischer Qualität – und nicht selten enthalten sie auch Lyrik und Poesie. Der «Rockstar» in Bruder Davids Jugend war nicht John Lennon, Bob Dylan oder Leonard Cohen sondern ganz eindeutig Rainer Maria Rilke. Daher wird Bettina Buchholz jetzt einen ganz kurzen Ausschnitt von Rainer Maria Rilke vortragen. Es handelt sich um ein absolutes Lieblingsgedicht von Bruder David:
Wir wissen's ja oft nicht, die wir im Schweren sind,
bis über's Knie, bis an die Brust, bis an's Kinn.
Aber sind wir denn im Leichten froh,
sind wir nicht fast verlegen im Leichten?
Unser Herz ist tief,
aber wenn wir nicht hineingedrückt werden,
gehen wir nie bis auf den Grund.
Und doch, man muss auf dem Grund gewesen sein.
Darum handelt sich's.(Ausschnitt aus Brief von Rainer Maria Rilke an Lou Andreas-Salomé, 25. März 1904)
Lieber Bruder David – wir ALLE hier im Raum schätzen dich und deinen Lebensweg als Christ und spiritueller Lehrer und wir ALLE gratulieren dir sehr herzlich zu deinem Preis.
HERZLICHE GRATULATION
Der Sri Chinmoy Friedenspreis geht an Frauen und Männer, die sich dafür einsetzen, die Ideale des Friedens im Sinne der Werte der Meditationsgruppe Sri Chinmoy: Die Friedensmeditationen an den Vereinten Nationen praktisch umzusetzen. Die seit 1970 bis heute bestehende überkonfessionelle, zu Lebzeiten von Sri Chinmoy geleitete Meditationsgruppe am Hauptsitz der UNO in New York sieht im inneren Frieden, dem Mitgefühl und der Toleranz des Einzelnen die Voraussetzung dafür, dass sich Frieden in der Welt ausbreitet. Diese Eigenschaften können durch Selbstbesinnung, Arbeit am eigenen Charakter, Meditation und Gebet erlangt werden.
Wertschätzende Verbindung
Die Verbindung von Bruder David zu Sri Chinmoy entstand am 24. Oktober 1975 bei einem interreligiösen Treffen zu Ehren des 30. Jahrestags der UNO im Dag Hammerskjöld Auditoium des UNO-Hauptsitzes in New York, an dem auch Mutter Teresa und der damalige UNO-Generalsekretär teilnahmen. Ein weiteres persönliches Treffen mit Sri Chinmoy fand am 5. November 2003 auf dem «Aspiration Ground» im New Yorker Stadtteil Queens statt, wo Bruder David der «Lifting Up the World With a Oneness-Heart» Award von Sri Chinmoy verliehen wurde.
Das Sri Chinmoy Meditationszentrum in Salzburg organisierte bereits mehrfach mit dem Europakloster Gut Aich Friedenskonzerte.
Begründung zur Preisverleihung
In der Begründung zur Preisverleihung durch den internationalen Verein Sri Chinmoy Satsang heißt es: «David Steindl-Rast erhält den SRI CHINMOY PEACE PRIZE für seine Bemühungen, die stets daran erinnern, dass Frieden im Herzen eines jeden Einzelnen beginnt. Zudem geht die Auszeichnung an ihn, da er immer darum bemüht war und ist, Frieden zwischen Menschen verschiedenster Religionen, spirituellen Bewegungen und Ländern zu schaffen und das herauszuarbeiten, was alle verbindet.»
Dreamer of World Peace
Sri Chinmoy wurde in Ostbengalen (heute Bangladesh) geboren und hat als Meditationslehrer und «Dreamer of World Peace» in den USA internationale Anerkennung erworben. 1970 begann er auf Einladung von U Thant, dem dritten Generalsekretär der Vereinten Nationen, zweimal wöchentlich Friedensmeditationen für Delegierte und Mitarbeiter am Sitz der Vereinten Nationen in New York zu leiten, die er bis zu seinem Lebensende fortführte und die bis heute andauern. Seine spirituellen Lehren haben Menschen in aller Welt inspiriert und viele Programme ermöglicht, die globale Freundschaft, Verständnis und Frieden fördern.
Über den Sri Chinmoy Peace Prize
Der Sri Chinmoy Friedenspreis wird in Österreich zum zweiten Mal durch den Sri Chinmoy Satsang verliehen, eine internationale Initiative zur Förderung des Weltfriedens auf Basis der Philosophie Sri Chinmoys. Grundlegendes Ziel ist es, ein globales Bewusstsein für Frieden und internationale Freundschaft zu kultivieren, das alle politischen, sozialen, wirtschaftlichen, kulturellen und religiösen Eingrenzungen überwindet.
Der internationale Verein Sri Chinmoy Satsang unterstützt alle aufrichtigen Friedensbemühungen, da jeder Schritt zu diesem hohen Ziel dringend benötigt wird. Zugleich aber liegt die besondere Betonung in der Arbeit auf der inneren Dimension: der Weg zum Weltfrieden liegt Sri Chinmoys zufolge im inneren Wachstum und in der inneren Entwicklung eines jeden Mitgliedes der Gesellschaft begründet.
HERZLICHE GRATULATION
Bruder David ist am 3. August 2022 von der Universität Salzburg mit dem Theologischen Preis der Salzburger Hochschulwochen ausgezeichnet worden, den er leider wegen Erkrankung nicht persönlich entgegennehmen konnte. Die renommierte Auszeichnung würdigt sein theologisches Lebenswerk als «spiritueller Impulsgeber und sein weltweites Wirken als interreligiöser Brückenbauer», welches ein tieferes Verständnis sowohl anderer als auch eigener spiritueller Traditionen ermöglicht.
Seine Dankesworte übermittelt Bruder David in Form eines voraufgezeichneten Video-Interviews, das er mit Pater Johannes Pausch führte. Dieses Video wurde am 3. August 2022 anlässlich der feierlichen Verleihung des Preises in der Grossen Universitätsaula in Salzburg gezeigt.
In einer dialogisch gestalteten, von Hochschulwochen-Obmann Martin Dürnberger moderierten Laudatio würdigten Pater Johannes Pausch, die Nachwuchs-Theologin Sarah Pieslinger und der Salzburger Religionswissenschaftler Professor Martin Rötting das Werk von Bruder David.
DIALOGISCHE DANKREDE von Bruder David
Pater Johannes sprach mit Bruder David, veröffentlicht im Buch Wie geht es weiter? Zur Zukunft der Wissensgesellschaft (2023), das im Auftrag des Direktoriums der Salzburger Hochschulwochen als Jahrbuch, herausgegeben von Martin Dürnberger, erschienen ist.
Theologie und interregiöser Dialog – Dialogische Dankrede zur theologischen Preisverleihung
Ausschnitt aus BROSCHÜRE der Salzburger Hochschulwochen
Beitrag von Johannes Pausch und David Steindl-Rast auf den Seiten 193 - 120
im Buch Wie geht es weiter? Zur Zukunft der Wissensgesellschaft, Martin Dürnberger (Hrsg.) (2023)
PRESSEBERICHTE zur Preisverleihung
Salzburger Nachrichten
Salzburger Hochschulwochen
Ordensgemeinschaften Österreich
Kathpress
Wochenzeitschrift «Die Furche»
________________________________________________________________________________
Zum Kurzvideo der Bekanntgabe und zur Vorankündigung des Preises.
Fast genau auf den Tag vor 50 Jahren (1972), eröffnete Bruder David die damaligen Salzburger Hochschulwochen mit dem Vortrag Jesus als Wort Gottes, abgedruckt in: Die Frage nach Jesus (1973), S. 9-67
Copyright © 2025 - Bibliothek - David Steindl-Rast OSB


