Ansprache von Bruder David
am Festakt der Übergabe seiner «geliebten Dinge» an die
Universitätsbibliothek der Paris Lodron Universität Salzburg (PLUS)
am 28. Oktober 2024 um 11:00 Uhr
[1] für die wunderschöne Feier, die du da organisiert hast Ursula, danke dir, unseren Musikern ganz besonderen Dank, und allen Referentinnen und Referenten und euch allen, die ihr gekommen seid.
Ich habe hier heute so viel Dank empfangen, dass es mir ein wirkliches Anliegen ist, jetzt meinen eigenen Dank zum Ausdruck zu bringen, zunächst an Frau Magister Schachl-RaberEs ist mir wirklich eine große Ehre, dass die Klaudia aus der Schweiz gekommen ist mit Walter,[2] und dass Brigitte in aller Herrgottsfrühe aus Wien gekommen ist.[3] Ich bin euch wirklich allen herzlich dankbar.
Es freut mich ganz besonders, dass es die Universität Salzburg ist, die meinen Vorlass / Nachlass übernimmt. Es verbindet mich ja sehr viel mit der Universität, wie Pater Johannes schon erwähnt hat. Schon vor 40 Jahren war ich durch dich an den Hochschulwochen, um ein Referat zu halten, und da habe ich ein Buch vorgezeigt und erwähnt, dass mir dieses Buch sehr gut gefallen hat, und dass ich vorschlagen würde, dass die Hörerinnen und Hörer sich das auch anschauen, habe aber keine Ahnung gehabt, dass der Autor, den ich nicht gekannt habe, unter den Zuhörern war. Und das war Pater Johannes.[4] Wer hätte damals gedacht, dass wir jetzt, so viele Jahrzehnte später ein gemeinsames Buch hier ausstellen können, und wieviel sich dazwischen ereignet hat.
Dann auch vielen Dank an Dr. Roman Angulanza,[5] der auch heute da ist, der das Katholische Bildungswerk leitete, das auch eng mit der Universität verbunden war, und mich immer wieder unterstützt und herausgefordert hat, da bin ich auch ganz herzlich dankbar.
Der Theologische Preis, den ich von der Universität Salzburg bekommen habe, ist mir wirklich etwas Wichtiges. Sonst sind so Ehrungen eine Freude, aber das war mir mehr, die theologische Anerkennung war mir mehr. Dafür bin ich wirklich dankbar.
Es freut mich darum ganz besonders, dass es diese Universität ist und die Universitätsbibliothek, die meine «lieben Dinge» übernimmt. Denn darum geht’s ja, um «liebe Dinge».
Je älter man wird, umso mehr wird man sich bewusst, dass wir nicht nur Menschen, Tieren und Pflanzen, allen Lebewesen gegenüber eine Verantwortung haben, sondern eben auch den Dingen.
Wir haben den Dingen gegenüber eine Verantwortung.
Der Dichter Rainer Maria Rilke in einem seiner bekanntesten Gedichte
Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen,
die sich über die Dinge ziehn.
Rilke: Das Stunden-Buch
spricht ja davon, dass unser Leben darin besteht, dass wir wachsende Ringe über die Dinge ziehn.
Die Dinge verändern sich, Ring um Ring, wie die Ringe eines Baumes durch unser Leben und unseren Umgang mit ihnen.
Rilke spricht auch davon, dass sich unsere Rühmung, also unsere dankbare Freude, wie ein Festtagskleid über die sinnenden Dinge breitet:
Vor lauter Lauschen und Staunen sei still,
du mein tieftiefes Leben;
dass du weißt, was der Wind dir will,
eh noch die Birken beben.
Und wenn dir einmal das Schweigen sprach,
lass deine Sinne besiegen.
Jedem Hauche gieb dich, gieb nach,
er wird dich lieben und wiegen.
Und dann meine Seele sei weit, sei weit,
dass dir das Leben gelinge,
breite dich wie ein Feierkleid
über die sinnenden Dinge.
Rilke: Mir zur Feier
Unsere Dankbarkeit, unser Rühmen breitet sich über die sinnenden Dinge wie ein Festtagskleid.
Und zu diesen Dingen gehören auch die Bücher. Ein Buch ist ganz in einem besonderen Sinn ein «sinnendes Ding».
Und die haben ein Eigenleben, diese «Dinge».
Wenn Sie dann nachher in den Vitrinen schauen, werden Sie einige Beispiele meiner «lieben Dinge» sehen.
Und diese «Dinge», also etwas HANDGREIFLICHES, neben dem ganz WICHTIGEN, der Bibliothek auf dem Internet, die du, Klaudia, so liebevoll zusammengestellt hast ‒ so vollständig, so unglaublich vollständig ‒ dass daneben dann noch die «lieben Dinge» ein Heim finden, dafür bin ich der Universität ganz herzlich dankbar.
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[1] Magister Dr. Ursula Schachl-Raber, bis 2024 Leitung Universitätsbibliothek, Abteilung der Verwaltung Paris Lodron Universität Salzburg
[2] Klaudia Menzi-Steinberger, Initiatorin und Herausgeberin der Online-Bibliothek David Steindl-Rast OSB, Walter Menzi, Ehemann von Klaudia Menzi-Steinberger
[3] Univ. Prof. Dr. Brigitte Kwizda-Gredler war lange Jahre an der Universität Wien sowie als Medizinsoziologin in nationalen und internationalen Gesundheitsbehörden tätig und engagiert sich ehrenamtlich als geistliche Begleiterin und im Netzwerk Dankbar leben. Im Video Dem Geheimnis auf der Spur (2016) begleitet sie Bruder David in das Schloss seiner Vorfahren und in den Wallfahrtsort Maria Rast (Ruše, Slowenien) und besucht mit ihm das Schloss Duino, wo Rilke seine «Duineser Elegien» schrieb. Im Gespräch mit Bruder David ist das Buch Das Vaterunser (2022): ein Gebet für alle, entstanden.
[4] Pater Johannes Pausch ist Gründer und emeritierter Prior des Europaklosters Gut Aich in St. Gilgen am Wolfgangsee. Er gilt als Experte in den Bereichen Spiritualität, Kräuterheilkunde und Psychosomatik. Das Buch Erkenntnis (2023), im Gespräch mit Bruder David verfasst, basiert auf der Seminar-Reihe Dem Welthaushalt freudig dienen ‒ Spiritualität 2011. Immer wieder hören und sehen wir ihn im Gespräch mit Bruder David, so in Lebendige Spiritualität (2015), Ganz aufeinander angewiesen ‒ Gastfreundschaft als Überlebenshilfe (2016), anlässlich der Verleihung des Theologischen Preises an David Steindl-Rast OSB (2022) und der Buchpräsentation «99 Namen Gottes» im Europakloster Gut Aich (2019).
[5] Dr. Roman Angulanza war 1966-2000 Leiter des Katholischen Bildungswerkes Salzburg und konnte Bruder David 1988 gewinnen, im Tagungshaus Wörgl den Vortrag Beten ‒ mit dem Herzen horchen zu halten, gleichsam das Debüt zu weiteren Vorträgen in der Umgebung von Salzburg und der Retreat-Woche in Assisi 1989.
In der Festschrift zum 80. Geburtstag von Bruder David Die Augen meiner Augen sind geöffnet (2006) gibt Roman einen berührenden Einblick in sein Leben. Der Titel seines Beitrags «Lass dir alles geschehn ...» bezieht sich auf Rilkes Gedicht «Gott spricht zu jedem nur, eh er ihn macht», das auch Bruder David sehr lieb ist.