+Liebe Freunde,
Scheint es verwunderlich, dass ich heuer gerade dieses Bild gewählt habe für meinen Gruß zum Jahreswechsel? Tief belastet vom Elend der Kinder, hat Kaethe Kollwitz nach dem ersten Weltkrieg diese Ikone der Mutterliebe geschaffen. Heute sind Kinder auf der ganzen Welt in noch ärgerem Elend. Dass das Land, dessen Staatsbürger ich bin, weitgehend daran schuld ist, kränkt und beschämt mich zutiefst. Da finde ich dann aber einen seltsamen Trost, wenn ich mich in dieses Bild versenke – wenn ich die Geste der Mutter auf mich einwirken lasse und sie innerlich mitvollziehe. Kraft liegt in dieser schützenden Geste und unerschütterliche Hoffnung.
Diese Hoffnung möchte ich in dienendes Tun umsetzen lernen. Zu Weihnachten feierten wir doch erst vor wenigen Tagen, dass die allmächtige Liebe sich uns als hilfloses Kind anvertraut hat – und es noch immer tut in jedem Menschenkind, das geboren wird. Im vergangenen März wurden auf der ganzen Welt Millionen Stimmen laut, die nach Frieden schrieen. Sie wurden erstickt. Es kommt aber ein neues Jahr und erlaubt uns einen neuen Anfang. Mein größter Wunsch ist, dass wir als Menschheitsfamilie lernen mögen, tatkräftig die Kinder der Welt – unsere Hoffnung – schützend zu umarmen. Das wünsche ich Euch und uns allen für 2004.
Zwar kann ich nicht mehr persönliche Briefe schreiben, nehmt aber, bitte diese Zeilen so auf wie sie gemeint sind:
Von Herz zu Herz
Euer Bruder David