Text und Audios von Br. David Steindl-Rast OSB

achtsamkeitCopyright © - Elisabeth Glücks

Das Leben ist uns gegeben; jeder Augenblick ist uns gegeben. Dafür ist Dankbarkeit die einzige passende Antwort. (3. Februar)[1]

Die rückhaltlose Aufgeschlossenheit für das Geschenk des gegenwärtigen Augenblicks inspiriert uns zum Hinschauen und Überlegen, was wir tun können, so wenig es auch sein mag. Wenn genügend Menschen fragen: «Was können wir tun?», dann werden wir Lösungen für unsere dringendsten Probleme finden. (4. Februar)[2]

In jedem Augenblick wird alles, was es gibt, uns neu geschenkt, und wir können es in Dank verwandeln. Das Wesen göttlicher Schöpfung ist Geschenk, das Wesen menschlicher Schöpfung ist Dankbarkeit. Durch diesen Austausch nehmen wir teil am göttlichen Leben selbst. (5. Februar)[3]

Dankbares Leben ist ein Weg zum Heilwerden der Welt. Nicht nur wenn uns was Schönes wiederfährt, sondern wenn wir dankbar leben, jeden Augenblick. (23. April)[4]

Die Art von Glück, die davon abhängt, was uns glückt und was uns nicht glückt, was uns zustößt, ist etwas sehr Unbeständiges. Im Gegensatz zur Freude, die jenes Glück ist, das nicht davon abhängt, was uns widerfährt.

Und der Schlüssel, zu dieser Freude ist die Dankbarkeit, denn in dem Augenblick, wo wir dankbar sind, finden wir zurück zu der Freude, die immer in uns ist. (2. Juli)[5]

Es ist aufschlussreich, dass die Sprache vom gegebenen Augenblick spricht: Der Augenblick wird uns gegeben, er ist uns geschenkt. Und daher ist die einzig entsprechende Antwort auf dieses Gegebene: die Dankbarkeit. (8. Oktober)[6]

Als Weg zum Glücklichwerden kann das Dankbarsein nur dann dienen, wenn ich es übe, wenn ich daraus einen spirituellen Weg mache. Ein Augenblick, eine kurze Begegnung, ist noch kein Weg. (14. Oktober)[7]

Wenn ich dankbar dem Sein gegenüber bin, werde ich das auch im nächsten und übernächsten Augenblick sein können ‒ und dann auch im letzten Augenblick, wenn es darum geht, das Ich endgültig loszulassen im Sterben. (19. November)[8]

Das Geschenk in jedem Geschenk ist immer die Gelegenheit, die es enthält Meistens ist es die Gelegenheit, sich zu freuen und den Augenblick zu genießen. (25. Dezember)[9]

Wie oft wir einfach genießen dürfen, was uns jetzt geschenkt ist, bemerken wir erst, wenn wir beginnen, aufzuwachen zu dankbarem Leben. Und je dankbarer wir leben, umso mehr Gelegenheit zur Dankbarkeit entdecken wir. Freilich, manchmal stößt uns etwas zu, wofür niemand dankbar sein kann. Wer kann dankbar sein für Verletzung, Untreue, oder Betrug; für Fremdenhass, Ausbeutung, Krieg?

Nein, wir können nicht für alles dankbar sein ‒ doch aber in jedem Augenblick.

Auch Widerwärtigkeiten geben uns Gelegenheit ‒ etwa die Gelegenheit Geduld zu lernen, Erfahrung zu sammeln, oder uns in tapferem Widerstand zu üben. Für diese Gelegenheiten können wir uns dankbar erweisen, indem wir sie wahrnehmen (was für ein schönes Wort!) und sie nutzen. (Bruder David im Vorwort zum Buch)[10]

Dankbarkeit, das war hier im Westen die Spiritualität, die unsere Vorfahren geübt haben, bevor sie überhaupt noch das Wort Spiritualität gekannt haben. Sie waren dankbare Menschen und durch ihre Dankbarkeit haben sie Freude gefunden.

Und diese Dankbarkeit taucht uns ein in dieses Geheimnis der Trinität. Denn es setzt voraus den Geber aller Gaben, diesen Urquell, aus dem alles hervorquillt, das Nichts, das alles gibt.

Es setzt voraus, uns selbst als Gabe zu empfangen: Wir haben uns nicht gekauft, wir sind uns gegeben, wir finden uns als gegeben vor, wir finden die Welt als gegeben vor.

Jeder Augenblick ist ein gegebener Augenblick, alles ist Gabe.

Und wir sind, weil wir in einer gegebenen Welt leben, aufgefordert dankbar zu sein und durch Danksagung alles zurückfließen zu lassen zum Ursprung. Und dadurch sind wir völlig eingebettet in das Wort, das aus dem Schweigen kommt und durch Verstehen, im dankbaren Verstehen zurückfließt zu seiner Quelle. (‹Wir sind uns gegeben›, 10f.)[11]

Alles in dieser gegebenen Welt ist Geschenk. Aber das Geschenk in jedem Geschenk ist Gelegenheit. Meistens bedeutet das die Gelegenheit zum Genießen. Manchmal bedeutet es die Gelegenheit, sich zu mühen, zu leiden, ja selbst zu sterben. Wenn wir nicht aufwachen zu den zahllosen Gelegenheiten, das Leben zu genießen, wie können wir da erwarten, wach zu sein, wenn die Gelegenheit, sich dem Leben dienlich zu erweisen, auftaucht? Jene, die erkennen, dass das Geschenk in jedem Geschenk die Gelegenheit ist, werden Dankbarkeit nicht passiv verstehen.

Dankbarkeit ist die Tapferkeit des Herzens, sich der Gelegenheit zu stellen, die ein gegebener Augenblick bietet. (‹Die Gelegenheit erkennen›, 17)[12]

Wir Menschen werden keinen Frieden finden, solange wir in unserem Leben keinen Sinn finden können. Sinn ist das, worin unser Herz Ruhe findet. Sinn wird gefunden, nicht durch harte Arbeit erworben. Er wird einem immer als reines Geschenk zuteil. Und dennoch müssen wir unserem Leben Sinn geben. Wie ist das möglich? Durch Dankbarkeit. Dankbarkeit ist die innere Haltung, durch die wir unserem Leben Sinn geben, indem wir das Leben als Geschenk empfangen.

Was jeden gegebenen Augenblick sinnvoll macht, ist, dass er gegeben ist. Dankbarkeit erkennt diesen Sinn, anerkennt und feiert ihn. (‹Dem Leben Sinn geben›, 18)[13]

Unsere Sinne führen uns hinaus in die Vielfältigkeit, weiter und weiter. Es ist ein wundervolles Abenteuer. Aber wir können uns in der Vielfalt verlieren, wenn wir nicht jene heilige Einfalt finden, die uns tiefer und tiefer führt und alles zusammenhält. Dazu verhilft uns die Dankbarkeit.

Die Einfalt der Dankbarkeit ist ganz und gar nicht einfältig, im Sinne von Beschränktheit. Sie ist mit Arglosigkeit verwandt, mit Ehrfurcht und mit Weisheit. Weil sie arglos ist, geht sie heil durch den Dornwald argwöhnischen Misstrauens. Arglos erkennt die Dankbarkeit jeden Augenblick mit allem, was er enthält, als Geschenk.

In Ehrfurcht anerkennt sie in (und zugleich jenseits von) allen Gaben den Geber. Preisend bekennt sie, dass alles Gnade ist.

Ergriffen von dieser Einsicht, führt die Dankbarkeit zu jener Weisheit, von der der Heilige Bernhard sagt: «Begriffe machen wissend; Ergriffenheit macht weise.»

In Dankbarkeit können wir vom Erkennen der Gabe zum Anerkennen des Gebers und von da zum preisenden Bekennen der Gnade fortschreiten und so durch unsere Sinne Sinn finden. (‹Sinnfinden durch die Sinne›, 38f.)[14]

Dankbarkeit beginnt im Bereich der Sinne, mit jener staunenden Freude, die sich am Sinnlichen ganz von selbst entzündet. Wer das bezweifelt, braucht nur ein Fußbad zu nehmen. Da wird Dankbarkeit ganz spontan lebendig. Wenn Herz und Mund es nicht tun, so fangen wenigstens die Zehen an, auf ihre Art dankbar zu singen.

Tag und Nacht wird uns mit jedem Augenblick Unzähliges geschenkt. Wir brauchen nur darauf zu achten, und Dankbarkeit wird uns beinahe überwältigen. Aber achten wir darauf? Das ist die Frage. (...)

Seit Jahren schreibe ich zum Beispiel täglich in meinen Taschenkalender zumindest eine Sache, für die dankbar zu sein mir vorher noch nie in den Sinn kam. Meint vielleicht jemand, es sei schwer, jeden Tag einen neuen Grund zur Dankbarkeit zu finden? Es ist nicht schwer. Oft kommen mir vier oder fünf Gründe in den Sinn. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie alt ich werden müsste, um den Vorrat merklich zu vermindern.

Was wir bemerken, wenn unsere Aufmerksamkeit wächst, ist, dass uns in tausend Formen immer das Gleiche geschenkt wird, nämlich Gelegenheit. Gelegenheit ist das Geschenk, für das alle anderen Geschenke nur Verpackung sind. Und hier ist das Erstaunliche: In 99 von 100 Fällen wird uns schlicht und einfach Gelegenheit geschenkt, uns zu freuen.

Es fragt sich nur: Nehmen wir diese Gelegenheit überhaupt wahr?

Meistens wohl nicht. Ein Grund dafür ist dieser: An schwierigen Tagen stehen unsere Schwierigkeiten so im Vordergrund, dass wir alles andere übersehen. Der tiefere Grund ist aber, dass wir einfach nicht gewohnt sind, auf die uns geschenkten Gelegenheiten zu achten; auch an unseren fröhlichen Tagen nehmen wir alles ganz undankbar als selbstverständlich hin.

Dankbare Aufmerksamkeit lässt sich üben und erlernen. Wir können am Abend auf den vergangenen Tag zurückschauen und für etwas noch nie vorher Beachtetes zum ersten Mal dankbar sein. Wir können aber auch vorausplanen. Heute wird, sagen wir, dankbar auf Gerüche geachtet; morgen auf Farben und Formen; übermorgen auf Geräusche. In einem «Kurs», der jeden sechsten Tag wieder von vorne beginnt, können wir so durch dankbare Sinnlichkeit unsere freudige Lebendigkeit planmäßig fördern. Alles hängt davon ab, dass wir uns immer wieder erinnern. (‹Gründe genug›, 62-65)[15]

Welche Tätigkeiten lösen in dir regelmäßig spontane Andacht aus, so dass dein Herz ganz ohne Mühe dabei ist? Vielleicht ist es die erste Tasse Kaffee am Morgen, die Art und Weise, in der sie dich wärmt und wach macht, oder der Spaziergang mit deinem Hund, oder die Huckepack-Tour mit einem kleinen Kind.

Dein Herz ist voll dabei, und so findest du auch Sinn darin ‒ keinen Sinn, den du in Worte fassen könntest, sondern Sinnfülle, in der du Ruhe finden kannst. Das sind Momente gesammelter Andacht, auch wenn wir sie nie als Gebet betrachtet haben. Sie zeigen uns die enge Verbindung von Gebet und Spiel.

Diese Augenblicke, in denen unser Herz ‒ ganz gleich wie kurz ‒ in Gott Ruhe findet, sind Beispiele dafür, was Gebet eigentlich ist. Könnten wir diese innere Haltung aufrechterhalten, dann würde unser ganzes Leben zum Gebet werden.

Zugegeben, es ist keine leichte Aufgabe, die Sammlung, Dankbarkeit und Andacht jener Augenblicke, in denen das Herz voll ist, aufrechtzuerhalten.

Aber jetzt wissen wir wenigstens, worauf wir hinauswollen. Es ist, als wollten wir lernen, einen Bleistift auf einer Fingerspitze zu balancieren. Darüber zu sprechen, bringt uns nicht weiter. Haben wir es aber ein einziges Mal geschafft, dann wissen wir wenigstens, dass wir es können und wie es gemacht wird. Der Rest ist eine Frage der Übung und des Immer-wieder-Probierens, bis es zur zweiten Natur geworden ist. (‹Momente der Andacht ausweiten›, 66-68)[16]

Die Dankbarkeit ist eine Form spiritueller Praxis, die den Vorzug hat, dass sie sehr schnell Resultate zeigt. Wenn wir uns am Morgen vornehmen, dankbar zu sein für alles, was uns an diesem Tag begegnet, werden wir am Abend bereits spürbar glücklicher sein.

Dankbarkeit heißt, den gegebenen Augenblick und jede gegebene Gelegenheit, einfach alles, was uns begegnet, als Gabe, als Geschenk wahrzunehmen.

Wenn wir alles, was uns begegnet, als Geschenk erkennen und nicht einfach als gegeben hinnehmen, wachen wir auf zu einer neuen Lebendigkeit. Das gibt uns tausend Gelegenheiten, uns zu freuen. (‹Neue Lebendigkeit›, 86)[17]

Was geschieht, wenn wir unsere Augen in Dankbarkeit für alles öffnen, was uns begegnet: Wir sehen göttliches Licht durch alles, was ist, hindurchleuchten.

Jemand mag dann etwa sagen: «Naja, aber wie kann ich für Völkermord dankbar sein? Wie kann ich für Terrorismus dankbar sein?» Und wie können wir für das Elend in den Straßen vor unserer eigenen Haustür dankbar sein? Oder für die Zerstörung unserer Umwelt? Oder für die Tierquälerei in Laboratorien und Legebatterien? Über diese Dinge an und für sich können wir uns keinesfalls freuen, doch dafür, dass sie uns Gelegenheit geben, etwas dagegen zu unternehmen, können wir dankbar sein.

Diese rückhaltlose Aufgeschlossenheit für das Geschenk des gegenwärtigen Augenblicks ist eine außerordentlich schöpferische innere Haltung.

Sie inspiriert uns zum Hinschauen und Überlegen, was wir tun können, so wenig es auch sein mag. Zumindest können wir fragen, was wir dagegen tun können und die Gelegenheit nutzen. Wenn genügend Menschen fragen: «Was können wir tun?», dann werden wir schließlich Lösungen für unsere dringendsten Probleme finden.

Der Sonnenaufgang kommt unaufgefordert und kann uns daran erinnern, dass jeder Tag ein Geschenk ist. Nicht wir führen ihn herbei. Das Licht wird uns gegeben. Jeden Morgen wird die Welt neu geboren, und bringt uns eine Zeit voller neuer Gelegenheiten, Auch wenn die Schwierigkeiten dieselben sind wie gestern, so können wir sie doch ganz neu anpacken. (‹Alte Schwierigkeiten neu anpacken›, 110-112)[18]

Auch ein Unglück, das mich trifft, ist Wort Gottes. Ein junger Mann, der für mich arbeitet und mir so lieb und teuer ist wie mein eigener Bruder, hat einen Unfall, bei dem Glassplitter in seine Augen dringen. Im Krankenhaus liegt er mit verbundenen Augen. Was sagt Gott dadurch? Zusammen tasten wir uns vor, kämpfen, lauschen, bemühen uns zu hören. Ist auch dies ein lebensspendendes Wort?

Wenn wir in einer gegebenen Situation keinen Sinn mehr sehen können, haben wir den entscheidenden Punkt erreicht. Jetzt wird unser gläubiges Vertrauen gefordert.

Einsicht kommt, wenn wir es ernst nehmen, dass uns jeder Augenblick vor eine gegebene Wirklichkeit stellt. Ist sie aber gegeben, so ist sie auch Gabe. Als Gabe aber verlangt sie Dankbarkeit.

Echte Dankbarkeit schaut jedoch nicht vornehmlich auf das Geschenk, um es gebührend zu würdigen, sondern sie schaut auf den Geber und bringt Vertrauen zum Ausdruck.

Beherztes Vertrauen auf den Geber aller Gaben ist Glaube. Danken zu lernen, selbst wenn uns die Güte des Gebens nicht offenbar ist, heißt den Weg zum Herzensfrieden finden. Denn nicht Glücklichsein macht uns dankbar, sondern Dankbarsein macht uns glücklich. (‹Vertrauen in den Geber›, 118f.)[19]

Dankbarkeit beruht auf der Einsicht, dass mir etwas Gutes widerfahren ist, das von einem anderen Menschen ausging, dass es mir aus freien Stücken geschenkt wurde und als Gefälligkeit gedacht war. In dem Augenblick, wo ich dies erkenne, empfinde ich spontan Dankbarkeit: «Je suis reconaissant» ‒ Ich erkenne, ich anerkenne, ich bin dankbar; im Französischen umfasst dieser eine Ausdruck alle drei Bedeutungen. Ich erkenne die besondere Qualität dieser Freude der Dankbarkeit: es ist eine Freude, die mir aus freien Stücken als Gefälligkeit zugedacht wurde. Indem ich ein Geschenk, das mir nur ein anderer aus freien Stücken geben kann, aus freien Stücken akzeptiere, erkenne ich meine Abhängigkeit an. (‹Ich erkenne, ich anerkenne›, 132f.)[20]

Geber und Empfänger werden im Danksagen eins. Und das «Ja» zu ihrem Zusammengehören ist nichts anderes als das «Ja» der Liebe. Wir haben gesehen, wie schwer es in unserem täglichen Leben manchmal ist, das «Ja» der Dankbarkeit auszusprechen.

In Augenblicken jedoch, wenn unser Herz voller Lebendigkeit schlägt, erfahren wir die gegenseitige Abhängigkeit von allem mit allem als Freiheit, als Freude, als Erfüllung. (‹Einswerden›, 139)[21]

[Obige Kernsätze mit Angabe von Tag und Monat sind dem Buch Einfach leben ‒ dankbar leben: 365 Inspirationen (2014) entnommen; ihnen folgen die längeren Kernsätze mit Überschrift und Seitenzahl aus dem Buch Einladung zur Dankbarkeit (2018); siehe den gesamten Text des Buches in Einladung zur Dankbarkeit und die Quellenangaben in Anm. 1-21]

[Ergänzend:

1. Audios

1.1. Christliche Spiritualität für die Gegenwart (2023)
Teil 4: ‹Dankbar leben ‒ oder: ‹Wenn jeder Augenblick zum Geschenk wird›:
(12:12) ‹Das ganze Leben ist Dialog mit dem schenkenden Geheimnis, das mir Augenblick für Augenblick Gelegenheiten schenkt und will, dass ich etwas daraus mache›

1.2. Das glauben wir ‒ Spiritualität für unsere Zeit (2015): Johannes Kaup im Gespräch mit Bruder David
Vortrag ab (01:23:42), siehe auch:
Vortrag in Themen des Abends aufgeteilt:
Audio: ‹Augenblick für Augenblick freudig dankbar›:

«Dankbarkeit ist ja Freude, ist nicht Danksagung. Das ist etwas anderes. Dankbarkeit ist die Freude, die ganz spontan in uns aufsteigt, wenn uns etwas Wertvolles geschenkt wird. Das springt einfach auf in uns. Und diese Freude können wir jeden Augenblick haben, wenn wir bedenken, dass das größte Geschenk und völlig unbezahlbare Geschenk der Augenblick ist, das Jetzt. Denn wenn wir den Augenblick nicht hätten, könnten wir sonst nichts machen. Das ist sozusagen das Gefäß, in dem alles uns geschenkt wird, und die Gelegenheit, die dieser Augenblick uns bietet. Und wenn wir uns dessen bewusst werden, dann leben wir wirklich erfülltes Leben, spirituelles Leben, denn dann sind wir Augenblick für Augenblick freudig dankbar für das Geschenk des Lebens und haben allen Grund dazu. Und auch in sehr schwierigen Lebenslagen sind wir dankbar für die Gelegenheit, die diese schwierigen Lagen uns bieten: Gelegenheit zu wachsen, Gelegenheit etwas zu lernen, sogar Gelegenheit zu protestieren: alles das ist Gelegenheit, die der Augenblick uns schenkt. Und lang genug innezuhalten, um nicht von dem Fluss der Zeit fortgerissen zu werden, sondern wirklich in diesem Jetzt zu sein, in dem Jetzt Ausschau zu halten, innehalten, innewerden der Gelegenheit, die sich uns jetzt hier und jetzt bietet, und dann etwas aus dieser Gelegenheit machen, das ist dankbares Leben. Und das ist wirklich im Zentrum jeder spirituellen Praxis. Und das ist zugleich die Quelle der Lebensfreude. Und wenn man so richtig freudige Menschen sieht, sieht man immer, das sind auch wirklich dankbare Menschen. Und manche Menschen haben alles, was man brauchen würde, um wirklich freudig zu sein, und die sind nicht freudig, weil sie nicht dankbar sind. Das ist der einzige Grund: die wollen etwas Anderes oder mehr vom selben. Aber wenn wir uns freuen an dem Geschenk dieses Augenblickes …»

1.3. Dankbarkeit als Achtsamkeit im Dialog (2014); siehe auch Transkription des Vortrags:

(08:45) «Aber die ganz entscheidende Einsicht ist, dass uns in jedem Augenblick etwas geschenkt wird, was wir uns unter keinen Umständen selber erwerben, kaufen, eintauschen oder sonst irgendwie verdienen können: Und das ist das JETZT: dieser gegebene Augenblick mit allen den Gelegenheiten, die er uns bietet. Das ist das Entscheidende.»

2. Im Buch Das glauben wir ‒ Spiritualität für unsere Zeit (2015): ‹Zeit für Dankbarkeit ‒ oder: Warum jeder Augenblick ein Geschenk ist›, 160f.:

«Dankbarkeit fängt immer dann an, wenn zwei Dinge zusammenkommen: Wir müssen etwas empfangen, was uns wertvoll ist. Und es muss uns als freies Geschenk gegeben werden. Wenn diese beiden Bedingungen zusammenkommen, dann steigt die Dankbarkeit spontan im Herzen jedes Menschen auf.

Der entscheidende Schritt von dieser Erfahrung auf ein dankbares Leben hin besteht darin, dass man sich bewusst wird, dass das wertvollste von allen möglichen Geschenken der gegebene Augenblick ist.

Würde uns dieser Augenblick nicht geschenkt, dann wäre auch sonst nichts da. Das Jetzt ist das größte Geschenk. Das Jetzt ist reines Geschenk.

Mit allem Geld und Gold der Welt kann man sich keinen einzigen Augenblick erkaufen.

Das sehen wir, wenn der Tod vor der Tür steht. Darum ist es hilfreich, uns den Tod allezeit vor Augen zu halten, wie es der heilige Benedikt anrät.

Das führt zu der Dankbarkeit, aus der die Lebensfreude aufblüht.

Jetzt, in diesem Augenblick, und jetzt, im nächsten Augenblick, fällt mir das größte Geschenk in den Schoß, eben das Jetzt mit all den Gelegenheiten, die es mir gibt.»

3. Weitere Links zu Dankbarkeit und dankbar leben:

Ein Leben für die Dankbarkeit (2023)

Dankbarkeit: eine spirituelle Praxis, die reich macht (2023)

Dankbarkeit als Lebenskunst (2023)

Wach –  bewusst –  achtsam (2001); siehe auch Die drei Schritte der Dankbarkeit (2020)

Dankbarkeit ‒ persönliche Gedanken von David Steindl-Rast (2018); siehe auch Stop ‒ Look ‒ Go

Dankbarkeit ist der Spitzenkandidat (2018)

Dankbarkeit als revolutionäre Kraft (2018)

DAS ABC-Spiel der Dankbarkeit (2016)

Dankbarkeit ist kein Gefühl (2014)

Glück aus Dankbarkeit (2013)

Ein Versprechen dankbar zu leben (2008): Gebet

Üben dankbar zu leben (2008)

Geber allen guten Gaben (2007): ein Tischgebet

Ein neuer Grund für Dankbarkeit (2002): Diese fünf Schritte sind klein, aber wirkungsvoll

Für all die kleinen (und grossen) Dinge im Leben danken (2002)]

________________________

[1] Musik der Stille (2023), 50

[2] Musik der Stille (2023), 52f.

[3] Credo (2012), 56

[4] Film Fragen zu gesundem Leben, die uns alle angehen (2011): Vortrag von Bruder David bei der Einherz-Gemeinschaft für Medizin mit Liebe

[5] Alte Botschaft in eine neue Zeit (1991): Interview von Lorenz Marti mit Bruder David für Radio DRS

[6] Ebd.

[7] Wege zum Glücklichkwerden (2012): Vortrag von Bruder David in der großen Universitätsaula, Salzburg

[8] Begegnungen ‒ Dankbarkeit (2011) und Dankbarkeit ‒ Alles ist Gelegenheit (2013): Interviews von Rudolf Walter mit Bruder David für das Buch Einfach leben ‒ wie geht das?, 193 [siehe den Auszug]; sowie im Buch Einladung zur Dankbarkeit (2018): ‹Vorbereitung auf den letzten Augenblick›, 37 [siehe den Auszug]

[9] Musik der Stille (2023), 49

[10] Einfach leben ‒ dankbar leben: 365 Inspirationen (2014): Vorwort von Bruder David: ‹Dankbar leben›, 9f.

[11] An welchen Gott können wir noch glauben? (2008)

[12] Dankbarkeit: Das Herz allen Betens (2018): ‹Gelegenheit›, 172f. [bzw. Fülle und Nichts (2015): ‹Gelegenheit›, 173f.]

[13] Dankbarkeit: Das Herz allen Betens (2018): ‹Sinn›, 183 [bzw. Fülle und Nichts (2015): ‹Sinn›, 184]

[14] Die Achtsamkeit des Herzens (2021): ‹Die Dankbarkeit der fünf Sinne›, 53

[15] Ebd. 82-84

[16] Dankbarkeit: Das Herz allen Betens (2018), 47 [bzw. Fülle und Nichts (2015), 45]

[17] Spiritualität und Verantwortung (2009): Interview von Christa Spannbauer mit Bruder David

[18] Musik der Stille (2023), 52f.

[19] Die Achtsamkeit des Herzens (2021): ‹Mit dem Herzen horchen›, 16f.

[20] Ebd. ‹Eine tiefe Verbeugung›, 138

[21] Dankbarkeit: Das Herz allen Betens (2018), 150 [bzw. Fülle und Nichts (2015), 150f.]



Quellenangaben

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