Film, Text und Audios von Br. David Steindl-Rast OSB

jesus d christus titelCopyright © - Arijana Somolanji Kurbanović

«Altern war mein Schicksal, jetzt ist es Aufgabe ‒ ein gesegnetes Schicksal und eine nicht ganz leichte Aufgabe. Unter den Gaben des Altwerdens bin ich vor allem für meine Gesundheit dankbar ‒ ein unermessliches Geschenk. Dann für die unzähligen Begegnungen in all diesen Jahren ‒ die erinnerten und die vergessenen; sie alle haben mich geformt. Und wenn ich an die Erlebnisse denke, zu denen diese vielen Jahre mir Zeit schenkten, dann bin ich überwältigt von Dankbarkeit.

Jetzt gilt es, die Erinnerungen zu sichten. Schenk ihnen, ich bitte Dich, noch sonnige Herbsttage, in denen sie zur vollen Süße ausreifen können.[1] Lass mich alles, was mich drückt, vertrauensvoll Deiner Vergebung übergeben, alles Schöne noch einmal lange und dankbar betrachten und dann loslassen. Von allem Beschwerlichen des Alterns lass mich die Augen aufheben zum ‹Morgenglanz der Ewigkeit›. Amen».[2]

Johannes Kaup im Gespräch mit Bruder David: «Bruder David, ich habe noch keine Ahnung, wie es sich anfühlt, wenn man neunzig Jahre alt ist. Da kommt sicher einiges auf mich zu. Doch nicht nur ich bewundere, dass Sie in Ihrem Alter noch so wach, so neugierig und lebendig sind. Was ist das, was Sie heute im vielleicht letzten Lebensjahrzehnt beschäftigt, umtreibt, bewegt?»

Bruder David: «Es kristallisiert sich für mich immer klarer heraus, dass meine große Aufgabe darin besteht, im Jetzt zu leben und das immer wieder zu üben.

Das sehe ich als meine Hauptaufgabe an, und zugleich ist es ein großes Geschenk, das so viele Jahrzehnte lang üben zu dürfen.

Vielleicht wird uns das Leben nur verlängert, weil wir noch nicht gelernt haben, wirklich im Jetzt zu leben.»

Johannes Kaup: «Woran haben Sie heute noch besondere Freude? Worüber können Sie nach wie vor staunen und was macht Ihr Herz ganz weit?»

Bruder David: «Um das zu beantworten, müsste ich alles aufzählen, was mir im Lauf des Tages begegnet. Alles macht mich staunend, mehr als je zuvor. Schon wenn ich am Morgen die Augen aufschlage. Dass mir noch einmal ein Tag geschenkt wird, ist das nicht eine große Überraschung?

Johannes Kaup: «Ich bin auch noch da ...»

Bruder David: «Aha! Es gibt mich noch. Alles, alles wird immer staunenswerter.»

Johannes Kaup: «Das heißt staunenswerter, je älter Sie werden ‒ wie das? Sie könnten ja auch sagen: ‹Ich bin schon abgebrüht, ich kenne das schon.›»

Bruder David: Wie Augustinus sagt:

«Alles ist Gabe, alles ist Gnade, alles ist Geschenk.»[3]

Als junger Mann wanderte ich bei einem meiner ersten Besuche in New York City eines Abends die 5th Avenue aufwärts und schlenderte an der 59th Straße in den kleinen Zoo hinein, den es damals an dieser südöstlichsten Ecke des Central Parks gab. Den Zoo besuchten vor allem Kinder und um diese Zeit war ich alleine hier. Doch plötzlich fühlte ich eine mächtige Gegenwart, blickte auf und sah einen Gorilla auf dem Dach seines Häuschens sitzen. Der massige Klotz schien sich in der Dämmerung riesig aufzutürmen und doch saß er gebeugt und wie trauernd da. Beim Näherkommen konnte ich in seine Augen schauen, aber es schien mir, dass er mich kaum wahrnahm und seine Gedanken weit weg irgendwo wanderten. Er war alt, vielleicht sehr alt. Ich kann nicht sagen, wie lange wir so Auge in Auge verweilten, aber ich weiß, es war eine ganze Zeit lang. Lange genug, um mir etwas mitzuteilen über das Altwerden, eine Ahnung, so tief, dass ich sie immer noch nicht völlig ausgelotet habe, auch nicht in diesem bisher letzten Jahrzehnt meines Lebens ‒ ich sage «bisher», denn ich habe gelernt, mit Überraschungen zu rechnen, und weil es eben noch Geheimnisse gibt, die aufs Ausloten warten.

In diesem Lebensabschnitt gerät das Senklot meines ahnenden Nachdenkens immer wieder in Tiefen, in denen ich ein Schlüsselwort Rilkes hilfreich finde; der Dichter spricht vom Doppelbereich:

«Mag auch die Spieglung im Teich
oft uns verschwimmen:
W i s s e  d a s  B i l d.

Erst in dem Doppelbereich
werden die Stimmen
ewig und mild.»
[4]

Auf vieles lässt sich dieses Bild anwenden, und dabei erscheint es mir besonders wichtig, nicht zu vergessen, dass der Doppelbereich eine untrennbare Einheit ist, auch wenn mein Denken seine beiden Aspekte immer wieder auseinanderreißen möchte. Unterscheiden ‒ ja; trennen ‒ nein!

Aufs Ganze zu schauen, es so umfassend wie möglich zu sehen und nicht zu erlauben, dass es in meiner Vorstellung auseinanderfällt ‒ das sehe ich als meine große Aufgabe beim Altwerden.

T. S. Eliot weist auf die Schwierigkeit hin:

«Ich will dir zeigen, was das Alter bringt ...
Da Leib und Seele auseinanderfallen.»
[5]

An manchen Tagen scheint es wirklich, als ob alles im Begriff wäre, auseinanderzufallen: Das Dinkelweckerl fällt mir in den vollen Suppenteller und bespritzt die weiße Kutte von oben bis unten mit Kürbissuppe und Kernöl ‒ schwarz und gelb in den kaiserlichen Farben.

Ist das meine «zweite Kindheit»? Aus meiner ersten weiß ich, weil meine Mutter es mir lachend erzählte: Als ich zum ersten Mal einen Teller voll Spinatsuppe vor mir auf dem Tisch sah, war ich so begeistert vom Grün, dass ich beide Hände in die Suppe tauchte und mich von oben bis unten damit anmalte. Auch jetzt lachen die Brüder verständnisvoll bei meinem kleinen Unfall im Refektorium und schlagen vor: «Vielleicht darf man das ‹Aktionskunst› nennen.» Das ist jedenfalls eine positivere Interpretation, als vom Auseinanderfallen zu sprechen.

Warum liegt denn überhaupt der Gedanke nahe, dass beim Altwerden und Sterben Leib und Seele auseinanderfallen?

Weil ich mir einerseits bewusst bin, dass meine Seele, mein Selbst, im Jetzt lebt, also nicht in der Zeit gefangen ist, andererseits aber mein Leib einen Anfang hatte bei meiner Empfängnis und seinem Ende zugeht, das täglich näher kommt.

Durch meinen Leib bin ich also an die Zeit gebunden und mein Ich ist vergänglich, mein Selbst aber hat Bestand.

Und doch erlebe ich mich als Einheit, als ich selbst ‒ nicht als ich und selbst. Dieses Einssein ist mir jedoch nur bewusst, solange ich im Jetzt lebe, im Augenblick, im Doppelbereich von Zeit und Ewigkeit.

Sobald ich an Vergangenem hängen bleibe oder mich in Zukunftsfantasien verstricke, bin ich mir nur mehr des Zeitablaufs bewusst, und es bedrückt mich, dass meine Zeit rasch abläuft und ausläuft.

«Ich verrinne, ich verrinne
wie Sand, der durch Finger rinnt,»
[6]

sagt der Dichter. Ich sehe es jetzt mehr noch als in früheren Lebensabschnitten als meine große Aufgabe an, immer wieder ins Jetzt zurückzukehren und zu erkennen, dass ich nicht in einem Nebeneinander von Zeit und Ewigkeit lebe, sondern in ihrem Ineinander, in der dynamischen Spannung des einen Doppelbereichs.[7]

«Doppelbereich nennt Rilke die Einheit von Diesseits und Jenseits und sagt:

‹Engel (sagt man) wüssten oft nicht, ob sie unter Lebenden gehen oder Toten.›[8]

Nur wenn ich mich bewusst in diesem Doppelbereich von Vergänglichem und Bleibendem bewege, kann ich in allem Vergänglichen das Bleibende miterfahren und in allem Bleibenden Dich, Du Ursprung bleibenden Seins.

Erweitere Du die Reichweite meiner Sinne; öffne sie für das Übersinnliche im Sinnlichen. Lass mich ‹die Spiegelung im Teich› als ein Ganzes sehen und dieses Bild niemals vergessen. Lass mich jetzt schon das vertrauliche Nahsein der uns Vorangegangenen erfahren. Und wenn meine Zeit kommt, heimzugehen, dann schenk mir einen sanften Übergang. Amen.»[9]

In seinem berühmten Gedicht «Sailing to Byzantinum»[10] sagt Butler Yeats, ein alter Mann sei eine jämmerliche Vogelscheuche,

«… wenn nicht die Seele klatscht und singt und lauter singt
für jeden Riss im sterblichen Gewand.»

Das versuche ich zu tun, so oft wieder etwas in Fetzen geht am «sterblichen Gewand», und klatsche dankbar allen Körperteilen und Organen Beifall, die noch funktionieren. So wird das, wofür ich dankbar sein kann, täglich mehr.

«Mein Becher fließt über» (Psalm 23,5).

Es wird mir immer klarer bewusst: Dankbarkeit ist Feste feiernde Liebe.

Wie Liebe das gelebte Ja freudiger Zugehörigkeit ist, so feiert Dankbarkeit das Leben durch ein freudiges Ja an jedem Knoten des großen Netzwerks, in dem alles mit allem zusammenhängt.

Je überzeugter wir dieses Ja leben, desto sommerlicher reift die Liebe in uns und um uns.[11]

Ein großer Denker ‒ Otto Mauer ‒, ein Wiener Priester, Mitte des 20. Jh., hat das wunderschön ausgedrückt:

‹Der Mensch stirbt nicht am Tod, sondern an ausgereifter Liebe›.[12]

Also das ist die Aufgabe des ganzen Lebens: die Liebe ausreifen zu lassen.»[13]

[Quellenangaben zum obigen Text in Anm. 2f., 7, 9, 11, 13]

[Ergänzend:

1. Film Was am Ende wirklich zählt (2022) und Transkription, 13:

Isha Johanna Schury: «Ja, diese Energie des Lernen Wollens, das ist auch ein Geschenk, ich trage das ganz stark. Deswegen hatte ich auch den Impuls für diesen ÄLTESTENRAT-Kongress, weil ich es wunderschön finde, von dieser Weisheit und von dieser Erfahrung lernen zu dürfen. Da wohnt so viel ‒ großes Geschenk für mich drin. Viele von uns haben so das Gefühl, sie müssen nichts mehr lernen, sie wissen schon alles, aber lernen ist doch eine große Freude und trägt mich schon ein ganzes Stück weiter.»

David Steindl-Rast: «Ich war noch ein recht junger Mann, als ich eines Abends in New York City in einen kleinen Zoo hineingewandert bin ‒ damals hat es den Zoo noch gegeben, den gibt es heute nicht mehr, das muss eine Art Kinderzoo gewesen sein im Central Park. Da war kein Mensch drinnen, es war eben Abend, kurz vor dem Absperren ‒ stell ich mir vor. Da ist auf dem Dach seiner Hütte ein Orang-Utan gesessen. Der ist nur so dort gesessen und ich bin lange Zeit vor dem gestanden. Der hat mir eine Weisheit übermittelt, die mir für das ganze Leben wichtig war. Ich kann es natürlich nicht in Worte fassen, aber das war ein weises altes Lebewesen. Dafür bin ich immer noch dankbar. Das ist mindestens schon … 60 oder 65 Jahre her.»

Isha Johanna Schury: «Wunderschön, wunderschön. Diese Weisheit strahlt einfach, die so ein älteres, gelebtes, erfahrenes Wesen in sich trägt. Und so Vieles kann man nicht mit Worten ausdrücken, was einfach die Worte übersteigt.»

2. Widersprüche in ein Sinnbild fassen:

Audio Fragen, die uns bewegen (2005) (28:48) und Text in Und ich mag mich nicht bewahren (2012): Vom Älterwerden und Reifen, 29-32, siehe auch Kreuz ‒ Sinnbild:

«Wenn wir unseres Lebens viele Widersinne versöhnen und dankbar in ein Sinnbild fassen: Was kann dieses Sinnbild sein?»

3. Wirklich werden:

Musik der Stille (2023), 27; siehe auch: Jetzt im Stundengebet: Ergänzend: 2. ‹Die Tagzeiten›:

«Warum haben wir Angst, im Jetzt zu leben? Wir fürchten uns, wirklich zu werden, genau wie die Spielsachen im Kinderbuch ‹Der Plüschhase›[14]. Sie wollen alle wirklich werden ‒ das ist der größte Traum der Spielsachen. Zugleich fürchten sie sich davor, und deshalb fragen sie ein erfahreneres Spielzeug:

‹Tut Wirklichwerden weh?›

Das ist dieselbe Angst, die wir haben. Tut die Begegnung mit der Wirklichkeit weh? Das alte Spielzeug gibt weise zur Antwort:

‹Wenn du wirklich bist, macht es dir nichts aus, dass es weh tut.›»

4. Sich erinnern:

Achtsamkeit des Herzens (2021): ‹Sinnlichkeit und christliche Askese›,97f.; siehe auch Rühmen, Er-innern, Aufheben:

«Wir müssen dem Wort ‹Erinnerung› hier seine volle Bedeutung zurückgeben. Er-innerung ist Ver-innerlichung, Sinnernte unserer Sinnlichkeit ‒ Einbringung, Verwandlung.

Rilke schreibt in seinem Brief an seinen polnischen Übersetzer Witold Hulewicz, 13. November 1925:

‹So gilt es, alles Hiesige nicht nur nicht schlecht zu machen und herabzusetzen, sondern gerade, um seiner Vorläufigkeit willen, die es mit uns teilt, sollen diese Erscheinungen und Dinge von uns in einem innigsten Verstande begriffen und verwandelt werden.

Verwandelt?

Ja, denn unsere Aufgabe ist es, diese vorläufige, hinfällige Erde uns so tief, so leidend und leidenschaftlich einzuprägen, dass ihr Wesen in uns ‹unsichtbar› wieder aufersteht.

Wir sind die Bienen des Unsichtbaren.

Nous butinons éperdument le miel du visible, pour l'accumuler dans la grande ruche d'or de l'Invisible: Wir tragen leidenschaftlich den Honig des Sichtbaren ein, um ihn im großen goldenen Bienenkorb des Unsichtbaren anzuhäufen.›

Kennen wir nicht dieses selbstvergessene Blütensaftsaugen aus der tiefsten Erfahrung unseres eigenen Lebens? So verwandelt unser Herz das Sinnliche unseres wachsten Erlebens und birgt es in seiner großen, goldenen Honigwabe als Sinn. Darum wird beim Altwerden jedes Weihnachtsfest reicher, gewichtiger, schwerer und süßer, weil Freude und Traurigkeit aller vergangenen Weihnachtsfeste von frühester Kindheit an im Erleben mitschwingt; weil in der Erinnerung Altes und Neues einander bereichern.

5. Unter Tränen lächelnd, willig dieses Lied singen:

So leben wir und nehmen immer Abschied (2009)
Vortrag:
(25:52) ‹Wandelt sich rasch auch die Welt› (Rilke, Sonette an Orpheus 1. Teil, XIX): Bruder David deutet das Sonett mit Blick auf die Zeit und das Jetzt, das kleine Ich und das Selbst, Orpheus und Christus

Retreat-Woche in Assisi (1989)
Schöpfungsmythos und Anfangsritual …
(36:58) ‹Wandelt sich rasch auch die Welt› (Rilke, Die Sonette an Orpheus 1. Teil, XIX)

Die Achtsamkeit des Herzens (2021): ‹Sinnlichkeit und christliche Askese›,98f.:

«Wandelt sich rasch auch die Welt
wie Wolkengestalten,
alles Vollendete fällt
heim zum Uralten.

Über dem Wandel und Gang,
weiter und freier,
währt noch dein Vor-Gesang,
Gott mit der Leier.

Nicht sind die Leiden erkannt,
nicht ist die Liebe gelernt,
und was im Tod uns entfernt,

ist nicht entschleiert.
Einzig das Lied überm Land
heiligt und feiert.»

R. M. Rilke: Sonette an Orpheus Teil 1, XIX

«In diesem ‹Lied überm Land› liegt der bleibende Sinn, in den das horchende Herz allen Wandel führt. Unter Tränen lächelnd, willig dieses Lied singen, das heißt durch die Sinne Sinn finden[15]]

___________________

[1] ‹Herr: es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.
Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,
und auf den Fluren laß die Winde los.

Befiel den letzten Früchten, voll zu sein;
gib ihnen noch zwei südlichere Tage,
dränge sie zur Vollendung hin, und jage
die letzte Süße in den schweren Wein.

Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.
Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben
und wird in den Alleen hin und her
unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.›

R. M. Rilke: ‹Herbsttag›

[2] Erwachende Worte (2023): ‹Altern›, 99

‹Morgenglanz der Ewigkeit
Licht vom unerschaffnen Lichte,
schick uns diese Morgen-Zeit
deine Strahlen zu Gesichte,
Und vertreib’ durch deine Macht
unsre Nacht.›

Erste Strophe aus dem Kirchenlied von Christian Knorr von Rosenroth (1636-1689) im heutigen Sprachgebrauch

[3] Ich bin durch Dich so ich (2016): ‹9. Doppelbereich ‒ ‹9. Dialog, 193; siehe auch Jetzt im Doppelbereich

[4] Rilke: Sonette an Orpeus 1. Teil, IX

[5] ‹Let me disclose the gifts reserved for age
To set a crown upon your lifetimes’s effort.
First, the cold friction of expiring sense
Without enchantment, offering no promise

But bitter tastelessness of shadow fruit
As body and soul begin to fall asunder.›

T. S. Eliot: Four Quartets: Little Gidding, II

[6] Siehe auch Jetzt im Doppelbereich, Anm. 1 und Audio zu Beginn von Kreuz ‒ Sinnbild:

‹Stimme eines jungen Bruders

Ich verrinne, ich verrinne
wie Sand, der durch Finger rinnt.
Ich habe auf einmal so viele Sinne,
die alle anders durstig sind.
Ich fühle mich an hundert Stellen
schwellen und schmerzen.
Aber am meisten mitten im Herzen.

Ich möchte sterben. Laß mich allein.
Ich glaube, es wird mir gelingen,
so bange zu sein,
daß mir die Pulse zerspringen.›

R. M. Rilke, Das Stunden-Buch

[7] Ich bin durch Dich so ich (2016): ‹9 Doppelbereich›, 180-182

[8] Rilke, aus der Ersten Duineser Elegie

[9] Erwachende Worte (2023): ‹Doppelbereich›, 35; siehe auch dieses Gebet am Ende des Haupttextes in Doppelbereich Ich-Selbst

[10] ‹An aged man is but a paltry thing,
A tattered coat upon a stick, unless
Soul clap ists hand an sing, and louder sing
For every tatter in tis mortal dress …›

W. B. Yeats: Sailing to Byzantium

[11] Ich bin durch Dich so ich (2016): ‹9 Doppelbereich›, 186

[12] Siehe auch Sterben und Tod: Ergänzend: 1.

[13] Film Was am Ende wirklich zählt (2022) und Transkription, 8

[14] Siehe auch in Das Vaterunser (2022), 106, und Erlösende Kraft, Anm. 4:

«In dem klassischen Kinderbuch von Margery Williams ‹The Velveteen Rabbit›, erschienen 1922, das es als ‹Der Samthase› auch auf Deutsch gibt, reden bei Nacht die Puppen und Teddybären über ihren sehnlichsten Wunsch: wirklich zu werden. ‹Tut Wirklichwerden weh?›, fragen sie das alte, erfahrene Schaukelpferd. Das aber weiß: Einem, der wirklich wird, macht es nichts aus, dass das wehtut.»

[15] Siehe auch dieses Sonett im Film Wir sind daheim in dieser Welt (1975)
(08:59)
vorgetragen von Ellinor Jensen; siehe auch Transkription



Quellenangaben

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