[Le milieu divin]: ein Entwurf des innern Lebens›[1]

«Wir müssen jedoch sehen ‒ die Dinge sehen, wie sie sind, wirklich und eindringlich. … Machen wir, es lohnt die Mühe, die heilsame Übung, die darin besteht, im Ausgang von den personalisiertesten Bereichen unseres Bewusstseins die Verlängerung unseres Seins durch die Welt hindurch zu verfolgen. Wir werden aufs höchste erstaunt sein, wenn wir die Ausdehnung und Innigkeit unserer Beziehungen zum Universum feststellen.

Die Wurzeln unseres Seins? Sie tauchen doch zunächst in die unauslotbarste Vergangenheit ein. Wie groß ist das Geheimnis der ersten Zellen, die der Hauch unserer Seele eines Tages überbeseelt hat! Welch unentzifferbare Synthese aufeinanderfolgender Einflüsse, in die wir für immer einverleibt sind! Durch die Materie findet in jedem von uns zu einem Teil die ganze Geschichte der Welt ihren Widerhall. So autonom auch unsere Seele sein mag, sie ist Erbin einer vor ihr durch die Gesamtheit aller irdischen Energien wunderbar ausgearbeiteten Existenz: sie begegnet und verbindet sich dem Leben auf einer bestimmten Stufe. ‒ Kaum aber ist sie an diesem besonderen Punkt in das Universum hineingenommen, fühlt sie sich ihrerseits von dem Strom der zu ordnenden und zu assimilierenden kosmischen Einflüssen belagert und durchdrungen. Blicken wir um uns: die Wellen kommen von überall her und aus der Tiefe des Horizonts. Durch alle Öffnungen überflutet uns das Sinnenhafte mit seinen Reichtümern: Speise für den Leib und Nahrung für die Augen, Harmonie der Töne und Fülle des Herzens, unbekannte Phänomene und neue Wahrheiten, all diese Schätze, alle diese Reize, all diese Anrufe durchdringen, von allen Himmelsrichtungen aufsteigend, in jedem Augenblick unser Bewusstsein. Was wirken sie in uns? Was werden sie dort tun, selbst wenn wir, schlechten Arbeitern gleich, sie passiv oder gleichgültig aufnehmen? Sie werden sich in das innigste Leben unserer Seele mischen, um sie zu entwickeln oder zu vergiften. Beobachten wir uns eine Minute lang, und wir werden davon bis zur Begeisterung oder bis zu Beklemmung überzeugt sein.» (40f.)

«Uns ist kaum bekannt, in welchem Maße oder in welcher Gestalt unsere natürlichen Fähigkeiten in den endgültigen Akt der Schau Gottes eingehen werden. Doch kann es kaum einen Zweifel darüber geben, dass wir uns hier unten mit der Hilfe Gottes die Augen und das Herz geben, aus denen eine letzte Transfiguration die Organe eines Anbetungsvermögens und einer Fähigkeit zur Seligkeit machen wird, die jedem von uns eigentümlich sind.» (42)

 

[1] Olten, Walter-Verlag 91982, 40f., 42:

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