Text von Br. David Steindl-Rast OSB
Copyright © - Barbara Krähmer
Die Meisten gehen immer wieder auf dieselbe Art mit Freunden, Ehepartnern oder Verwandten um. Wir rutschen immer wieder in die ausgefahrenen alten Verhaltensmuster. Sagen wir mal, dass jemand eine sarkastische Bemerkung macht, wohl wissend, dass der Andere ärgerlich oder noch sarkastischer darauf reagieren wird. Möglicherweise kommt es zum Streit oder einfach nur zu einer verbitterten und verfahrenen Lage. Jedenfalls führt das nirgendwo hin. Beide stecken fest. Sie finden keinen Ausweg, um aus den Rollen auszubrechen, die sie im Umgang miteinander übernommen haben.
Ganz selten ist es mir gelungen, solche Rollen zu durchbrechen, aber nur, wenn ich mich ganz sorgfältig vorbereitet habe. Zuerst muss ich mich lange vor einer Begegnung sammeln, wenn möglich Stunden zuvor, mich genau daran erinnern, wie das Gespräch gewöhnlich verläuft und wo wir stecken bleiben. Dann stelle ich mir vor, wie ich dem Andern kreativer antworten könnte und probe das richtiggehend, bevor ich mich in die Situation begebe. Wenn das gewohnte Reizwort dann fällt, sage ich etwas völlig Unerwartetes, und ganz plötzlich fallen die Rollen in sich zusammen. Aber das passiert nicht einfach so. Man muss sich wirklich gut darauf vorbereiten und wissen, was man tun will. [ST 142, Quelle: SW 230f.]