Pressebericht über David Steindl-Rast OSB im Gespräch mit Mag. Johannes Kaup
Wenn man sich bei Christen, Buddhisten und selbst bei so manchen Agnostikern umhört, wer für sie einer der faszinierendsten spirituellen Lehrer der Gegenwart ist, dann fällt oft der Name David Steindl-Rast. In über 100 Ländern der Erde hat der heuer 88 Jahre alt gewordene Steindl-Rast Menschen in Meditation, Achtsamkeitspraxis und Gebet unterrichtet.
«Bruder David», wie er sich selbst bescheiden nennt, wird als in der christlichen Mönchstradition tiefverwurzelter Grenzgänger gesehen. Er gilt als einer, der es versteht, scheinbare Gegensätze und weit verbreitete Dualismen zu überwinden – zwischen Glaube und Naturwissenschaft, Alltag und Mystik, Christlichem und Nichtchristlichem.
David Steindl-Rast geht nicht von religiösen Ideen, Glaubenssätzen und Offenbarungsreligionen aus, sondern von der existenziellen Erfahrungsmöglichkeit, die allen Menschen offen steht: der Erfahrung des Daseins als Geschenk und der jeden Augenblick neu gegebenen Gelegenheit, selbst etwas im Leben anfangen zu können. Diese Erfahrung des Daseins als Gabe birgt zugleich ein tiefes Geheimnis, das sich aller Inbesitznahme entzieht, ist David Steindl-Rast überzeugt. Die ursprünglichsten religiösen Gesten sind für Steindl-Rast Dankbarkeit für das Gute und die Freude am Leben.
Tatsächlich wird die Dankbarkeit in jeder religiösen Tradition hoch geschätzt. Im Christentum drückt sich das u.a. in der sonntäglichen Feier der Eucharistie aus, was aus dem Griechischen wörtlich übersetzt "Dankbarkeit für das Gute" bedeutet. Aber auch in den nicht-theistischen Religionen ist Dankbarkeit wichtig. Häufig hört man auch von nicht-religiösen Menschen, dass Dankbarkeit ihre Lebenshaltung ist. David Steindl-Rast ist der Überzeugung, dass Dankbarkeit eine Verbindung zwischen den Religionen und Kulturen schaffen und konfliktreiche Gegensätze auflösen kann.
Quelle: OE1, Passagen 2015 und Radio-Sendung vom 04.12.2014