+Liebe Freunde,
wenn wir heuer die Weihnachtskerzen anzünden, spiegelt sich ihr Licht in den Augen der Kinder. Alle Kinder Gottes sind um den einen großen Tisch der Welt versammelt. Strahlende Augen. Aber, wenn wir näher hinschauen, strahlen nur drei Augenpaare von zehn, und mit sonderbarem Glanz. Von je zehn Kindern reißen drei rücksichtslos an sich, was sie wollen. Und die anderen sieben? Zwei schauen uns scheu aus den Augenwinkeln an. Sie kriegen gerade noch, was sie brauchen. Für die anderen fünf reicht’s nicht. Drei mit niedergeschlagenen Augen füllen sich mit schlechter Nahrung an, so gut sie können. Die zwei letzten hungern. Fiebrig und glanzlos treten ihre Augen aus den Höhlen. Sehen wir diese Augen im Dunkel, wenn wir die Weihnachtskerzen anzünden? Wenn wir sie sehen, können wir dann noch Weihnachten feiern? Und wenn wir wegschauen, ist es dann noch Weihnachten, was wir feiern?
Wenn wir heuer doch wieder Weihnachtskerzen anzünden, so bedeutet das ein Wagnis «Das Licht leuchtet in der Finsternis» und fordert Entscheidung. Wenn wir uns entschließen, unbequeme Fragen zu stellen, um uns aufrichtig zu informieren, dann leuchtet das Licht.
Wenn wir uns entschließen, so zu leben, wie wir es vor den hungernden Kindern verantworten könnten, dann leuchtet das Licht. Wenn wir uns entschließen, auf öffentliche Entscheidungen zielbewusst Einfluss zu nehmen, dann leuchtet das Licht.
Öffentliche Meinungsbildung ist letztlich ausschlaggebend. Wer schweigt, löscht Lichter aus. Das wird immer offensichtlicher in unserer Welt, die in wenigen Stunden mehr Geld für Waffen ausgibt als in einem ganzen Jahr für den Kampf gegen Hunger.
Die Augen der Kinder sind auf uns gerichtet. Nur im Entschluss für das Licht dürfen wir doch noch einmal Kerzen anzünden und Brot brechen.
Im Entschluss zu einem Weihnachtstisch, an dem alle Kinder Gottes Anteil haben, liegt unsere einzige Hoffnung.
Euer Bruder David
Originalmanuskript