19. September 2009 ©Radio Vorarlberg
Mit Gedichten von Rilke und Eichendorff geht David Steindl-Rast im Vortrag in der Probsteikirche St. Gerold der Frage nach: Wer mutet uns all die vielen schmerzhaften Abschiede zu? Und gibt es etwas, das über den Schmerz hinaus weist und uns hoffen lässt, dass die Abschiedsschmerzen zu Wachstumsschmerzen werden?
In der Sendung FOCUS - Themen fürs Leben, berichtet Dr. Franz-Josef Köb, Radio Vorarlberg (AT).
Originalaufnahme in Themen zusammengefasst: Hans Businger
Vortrag mit Gedichten von Rainer Maria Rilke und Joseph Eichendorff
(00:00) Einführung in die Sendung mit Franz Josef Köb, P. Nathanael und Bruder David / (03:36) Bruder David deutet am Gedächtnis der Schmerzen Mariens (15. September) die sieben Schmerzen Mariens als Abschiedsschmerzen / (09:50) ‚Pietà‘ und ‚Stillung Mariae mit dem Auferstandenen‘ (R. M. Rilke, Das Marien-Leben)
(14:21) Zwei Gedichte, die zusammengehören wie die beiden Flügel eines Altars: ‚Abschied‘ (Rilke, Neue Gedichte) / (18:46) ‚Es wandelt, was wir schauen‘ (Joseph von Eichendorff) und ein Brauch im jüdischen Laubhüttenfest
(23:27) Drei Gedichte zu den letzten Versen in Rilkes achter Duineser Elegien: ‚Wer hat uns also umgedreht, dass wir, was wir auch tun, in jener Haltung sind von einem, welcher fortgeht‘?
(25:52) ‚Wandelt sich rasch auch die Welt‘ (Rilke, Sonette an Orpheus 1. Teil, XIX): Bruder David deutet das Sonett mit Blick auf die Zeit und das Jetzt, das kleine Ich und das Selbst, Orpheus und Christus
(36:46) ‚Wolle die Wandlung‘ (Rilke, Sonette 2. Teil, XII)
(39:16) ‚Sei allem Abschied voran‘ (Rilke, Sonette 2. Teil, XIII): Bruder David deutet das Gedicht mit Versen aus: ‚Ich lese es heraus aus deinem Wort‘ (Rilke, Das Stunden-Buch) und der neunten Duineser Elegie ‒ ‚All is always now‘ (T.S. Eliot) ‒ Jeder Augenblick ist aufgehoben (ausgelöscht, bewahrt, in das Bleibende hinaufgehoben)
(43:58) Und die Antwort auf die Frage ‚Wer hat uns also umgedreht‘? gibt Rilke in seinem Gedicht ‚Spaziergang‘ (Aus dem Nachlass): ‚So fasst uns das, was wir nicht fassen konnten, voller Erscheinung aus der Ferne an‘ ‒ ‚Begriffe machen wissend, Ergriffenheit macht weise‘ (Bernhard von Clairvaux) / (46:13) Alle unsere Schmerzen werden Wachstumsschmerzen ‒ ‚Oh, dass es auch du erkannt hättest‘ (Lk 19,42) ‒ Alles wird durchsichtig fürs Paradies ‒ ‚Der reine Bezug‘ ist die Liebe: ‚Die Liebe hemmet nichts; / Sie kennt nicht Tür noch Riegel‘ (Matthias Claudius)
(48:06) Schlusswort von P. Nathanael: Er dankt Bruder David und schließt mit den Zeilen des Gedichtes von Andreas Gryphius: ‚Mein sind die Jahre nicht, die mir die Zeit genommen … Der Augenblick ist mein …‘: «Wenn wir das nicht jetzt erleben, kommt es auch in Zukunft nicht! Nur im Augenblick gelingt das Leben.»