02. und 03. Juli 1993 ©BibliothekDSR
Vortrag und Fragerunde mit David Steindl-Rast anlässlich des Mitarbeitertreffens der Katholischen Bildungswerke Österreich im Bildungshaus Schloss Puchberg bei Wels (AT).
Bearbeitung der Originalaufnahmen von Dr. Roman Angulanza und in Themen zusammengefasst: Hans Businger 
                              
02. Juli 1993  Vortrag
(00:00) Begrüßung und Einleitung mit einer Begebenheit in Adalbert Stifters Nachsommer / (03:17) Drei Gründe für das Interesse am Thema und die Gliederung des Vortrages in drei Bereiche: Weltuntergangsstimmung und Genusssucht / ein gestörtes Verhältnis zu den Sinnen in der christlichen Tradition / die mystische Dimension der Sinnenhaftigkeit / (08:52) Unterschied von lebensbejahender und lebensverneinender Sinnlichkeit / (13:05) Dankbare Sinnlichkeit in der Bedeutungsvielfalt von aufheben / (16:44) Erziehung mit Angst vor allem Sinnlichen ‒ Augustinus und die Manichäer: Irrige Auffassung von Geist und Fleisch in den Paulusbriefen / (19:04) Geist und Fleisch richtig verstanden ‒ Der vergiftende Einfluss von Augustinus‘ Lehre / (21:39) Genesungsprozess in unserer Zeit und Wende in der Theologie (Karl Rahner) / (23:20) Werke des Geistes und des Fleisches im Galaterbrief / (24:35) Durch die Sinne zum Übersinnlichen: ‚Öffne deine Augen‘, ‚neige dein Ohr‘ ‒ Gott spricht in jedem Augenblick / (25:57) Riechen ‒ Duft im Hohelied‚Wir sind ein Wohlgeruch‘ (2 Kor 2,15) / (26:54) Spüren, tasten ‒ Der brennende Dornbusch: ‚Zieh deine Schuhe aus‘ ‒ Deutung des Exils als sich gewöhnen in der jüdischen Tradition / (29:35) Schmecken, lat. sapereSapientia: Weisheit ‒ Augustinus mit seiner Mutter in Ostia / (32:09) Wann haben wir solche Augenblicke mystischer Einheit und Ganzheit erlebt? ‒ Das Herz, das ins Ganze geborene (R. M. Rilke, Sonette an Orpheus 2. Teil, II) / (34:15) Das Herz und unser Angewiesensein auf Sinn / (36:56) Augenblick und Gegenwart: Etwas wartet uns entgegen ‒ The moment in and out of time (T. S. Eliot, Four quartets) / (40:06) Aufgehoben und hineingehoben ins Jetzt, das bleibt (Nunc stans) / (42:02)°Quintessenz und Hindernisse: Angst / manichäische Vergiftung / wir hasten / (45:17) Wo wir uns vor nichts fürchten müssen: Br. David schließt mit den letzten Zeilen des Gedichts Poeta Creator von Werner Bergengruen

02. Juli 1993
 
Fragerunde in Themen aufgeteilt
Übung zu dankbarem Leben

Aktion und Kontemplation

Hl. Augustinus und die Erbsünde

Austreten oder prophetischer Gehorsam

Vegetarisch leben - Tierfabriken und Fleischkonsum

Verwundbar - Persönlich, aber nicht 'privat'
 
03. Juli 1993  Christlicher Glaube in heutiger Sprache

Teil 1: Drei Welten des Gebetes und die Vielfalt der Religionen
(00:00) Einstimmung mit dem Kanon Jubilate Deo / (05:04) Fragen, die Christen sich heute stellen müssen / (07:15)Gott wurde Mensch, damit der Mensch Gott werde‘ (Athanasius) / (08:57) Was heißt das eigentlich? ‒ Woher wissen wir das? ‒ Warum ist das so wichtig? / (12:22) Neuentdeckte Gebetsform: Mit allen Sinnen leben / (13:41) Zen und das Gebet des Schweigens / (18:03) Gott spricht ‒ Schweigen ‒ Verstehen durch Tun: Dritte Welt des Gebetes und ein Schlüssel zum Verständnis der Religionen aus der Praxis / (21:46), Begriffe machen wissend, Ergriffenheit macht weise‘ (Bernhard von Clairvaux) ‒ Wahrheit trennend und verbindend / (26:53) ,Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben‘ (Joh 14,6) ‒ ‚Außerhalb der Kirche kein Heil‘ ‒ ‚Der Himmel ist in dir‘ (Angelus Silesius): Auch die Tiere und die Pflanzen, der ganze Kosmos gehören dazu

Teil 2: «Ihr wisst alles über Gott von innen her» - Den christlichen Glauben erklären, heißt erlösend von Jesus erzählen
(00:00) ,Durch seinen Tod sind wir erlöst‘ ‒ Die traditionelle Lehre und die Notwendigkeit, Jesu Tod geschichtlich zu verstehen /
(05:43) Entscheidende Wende in der Religionsgeschichte: Jesus verlegt die göttliche Autorität in die Herzen seiner Zuhörer /
(09:38) Die Pointe der Gleichnisse Jesu: ‚Ihr wisst es doch: Warum handelt ihr nicht danach‘? / (11:19) ,Der Mann spricht mit Autorität, nicht wie unsere Schriftgelehrten‘ ‒ ,Deine Sünden sind dir vergeben‘: Jesus ermächtigt die Menschen ‒ Konflikt mit den autoritären Autoritäten / (13:14) Zuviel Verantwortung: Die Massen lassen ihn fallen / (15:18) Der Tod hat uns als solcher nicht erlöst, sondern die Auferstehung / (17:07) Wofür Jesus steht, unterliegt nicht dem Tod / (18:53) ,Gott gehorchen oder euch‘? (Apg 5,29): Wieder Autorität in den Herzen der Hörer ‒ Die innere Autorität zurückgewinnen: Einander ermächtigen, Befreiung von den Sünden, denn Sünde ist diese Hölle, die wir aus dieser Welt gemacht haben ‒ Es kostet sehr viel: Wir müssen umkehren, die Verantwortung übernehmen, auf eigenen Füßen stehen / (22:05) Eine verpasste Chance: Kritische Bemerkung zum Eröffnungsvortrag / (25:26) Die Tiere gehören auch dazu: Der letzte Satz in der Novelle Die Portugiesin von Robert Musil / (31:32) Fürbittgebet, Fasten, Opfer bringen: Drei Formen des Segnens

Teil 3: «Die Rose, welche hier dein äußeres Auge sieht, die hat von Ewigkeit in Gott also geblüht» (Angelus Silesius)
Das Jetzt ragt über die Zeit hinaus — Was uns hindert — Was uns fördert, Gottes Lebensatem durch uns fließen zu lassen
(00:00) Mit dem Gedicht von Angelus Silesius fasst Br. David sein Anliegen im Eröffnungsvortrag noch einmal zusammen ‒ ‚The moment in and out of time‘ (T. S.  Eliot) ‒ Darum brauchen wir uns vor dem Tod nicht zu fürchten / (06:39) ,Es ist jetzt 12 Uhr‘: Das Läuten zum Angelus Gebet ist Anstoß zu einer Betrachtung über den Einbruch der Ewigkeit in der Zeit, in der auch die Katzen nicht fehlen / (09:55) Sich erinnern, verinnerlichen, ins Jetzt kommen mit Geduld und Loslassen / (11:51) In der Schule der Wüstenväter und Wüstenmütter: Drei Hauptsünden ‒ Was ist Sünde? ‒ Auch die positiven Aspekte sehen / (18:00) Wir ragen über die Zeit hinaus in die Ewigkeit ‒ Wie kann im Jetzt sich noch etwas entfalten? / (20:26) Das Christentum ist uns geschenkt, damit wir Mensch werden, und wenn wir völlig Mensch werden, werden wir völlig vergöttlicht / (21:28) Jesus Christus, Adam und der Sündenfall / (23:08) Unser innerstes Leben ist göttliches Leben, der Lebensatem Gottes: ‒ Einatmen und ausatmen, geben und nehmen ‒ Der Versucher in uns: ,Nimm es, besitz es‘! / (23:43) Zwei Bilder mit den langen Armen von Adam und Judas in der christlichen Ikonografie ‒ ,Wer das Leben nimmt‘ (Lk 17,33): Wir sind die nur Nehmenden ‒ Jesus Christus ist der Gebende und Nehmende: Die Schalen im Gedicht von C.F. Meyer Der römische Brunnen / (25:18) Wir sind das ,Missing Link‘ zwischen dem Vormenschen und dem wirklichen Menschen ‒ Weil Jesus völlig Mensch ist, ist er völlig göttlich, und wir sind dazu eingeladen, völlig menschlich zu werden und so völlig göttlich ‒ Blick in das Johannesevangelium und das Wort von Athanasius: ,Dazu ist Gott Mensch geworden, dass der Mensch Gott wird‘ (siehe auch Teil 1, 07:15) ‒ Hochzeit! ‒ Die Klänge vorbeifahrender Autos sind im Saal zu hören

Teil 4: Antworten aus «einem Stück» - Mystik in Tabuzonen von Theologie, Gesellschaft und Kirche
(00:00) ,Warum hat Gott den Menschen erschaffen‘? ‒ Biblische Sprache ist mythische Sprache: Nur diese Sprache ist tragfähig genug, tiefste Einsichten auszudrücken ‒ Mythos und Theologie: eine Verhältnisbestimmung / (03:25) ,Die Sinne haben uns dazu geführt, was über die Sinne hinausgeht‘ ‒ ,Hebt es auf und aufgehoben‘ (siehe auch Eröffnungsvortrag 13:05) ‒ Die Anwesenden lassen sich ein in die Stille / (05:01) ,Welchen Stellenwert räumen Sie der Sexualität ein, bzw. wie kann man sie integrieren in ein christliches Leben‘? / (20:47) Alle im Saal danken Br. David mit langem Applaus ‒ Br. David gerührt: ‚Wir sind auf ganz wesentliche Punkte gestoßen, und zwar auch auf manches, was über das Wort hinausgeht ‒ Es wird immer noch die Traurigkeit bleiben …‘ Er schließt mit Angelus Silesius: ,Mensch, werde wesentlich! Denn wenn die Welt vergeht, so fällt der Zufall weg: das Wesen, das besteht‘

 

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