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+ Meine Lieben,

Als meine lieben Freunde, Johannes und Brigitte, mich großzügig zu einer kurzen Romreise einluden – mit privaten Führungen durch Stadt und Museen – da war mir das natürlich eine große Freude. Dass eine persönliche Audienz mit Papst Franziskus Teil dieser Einladung war, hat meine Freude und Dankbarkeit noch bedeutend erhöht. Was aber sagt man dem Papst, wenn man schon eine solche Gelegenheit geschenkt bekommt?

Diese Frage ging mir immer wieder durch den Kopf und ich war mir dabei einer Verantwortung bewusst, der ich gerecht werden wollte. Was würden meine Freunde ihm sagen wollen, wenn sie dazu Gelegenheit bekämen, fragte ich mich. Schon allein im Namen Anderer wollte ich also diese Gelegenheit gut nutzen. Es war immerhin meine Gelegenheit auf das hinzuweisen, was mir am wichtigsten erschien für die Zukunft der Kirche.

Schließlich entschied ich mich, für das «Subsidiaritätsprinzip» ein Wort einzulegen. Unter diesem Begriff haben schon seit mehr als hundert Jahren Päpste sich dafür eingesetzt, dass in Wirtschaft und Gesellschaft Entscheidungen auf der niedrigsten Ebene getroffen werden sollen, die dazu fähig ist; nur dann, wenn diese Ebene der Aufgabe nicht gewachsen ist, darf die nächst höhere Ebene eingreifen. Es geht also, im Gegensatz zur Machtpyramide, um Verteilung der Macht von unten nach oben. Dieses ursprünglich sozial-katholische Prinzip wird heute von Vordenkern in bahnbrechenden Unternehmen mit viel Erfolg angewendet, die Struktur der Kirche selbst ist aber immer noch die einer Machtpyramide.

Das widerspricht dem Bild der frühesten christlichen Kirche, die ein Netzwerk kleiner Gemeinschaften war, und dem Grundsatz folgte: Im Wesentlichen Einheit, in allen anderen Belangen Vielfalt. Nach Jahrhunderten von immer mehr ins einzelne gehender Gleichschaltung – die zwischen Christianisierung und Europäisierung nicht unterscheiden konnte – zeigt sich heute, dass das bei einer Weltkirche überhaupt nicht mehr möglich ist. Dem Papst setzt aber bei jedem Versuch die Machtpyramide in ein Netzwerk zu verwandeln der vatikanische Machtapparat Widerstand entgegen. Da könnte es ihm eben helfen, sich auf das Subsidiaritätsprinzip zu berufen, dem schon seine Vorgänger Ansehen und Gewicht verliehen haben.

Ich habe also in kürzester Form – in nur vier Zeilen auf Spanisch – mein Anliegen aufgeschrieben: die Bitte an Papst Franziskus, darüber zu sprechen, wie das Subsidiaritätsprinzip praktisch in der Kirche angewendet werden könnte.

rom1Das Blatt mit meiner Bitte konnte ich ihm überreichen

rom2und muss jetzt beim Anschauen der Fotos darüber lachen, wie eindringlich ich mit dem Finger auf das Stichwort «Subsidiarität» verweise:

rom3Obwohl die Begegnung nur wenige Minuten dauerte, hatte ich keineswegs den Eindruck von Eile. Franziskus ließ sich gelassen Zeit, las meine Zeilen aufmerksam und antwortete wohlwollend, dass halt alles langsam voranginge.

rom4An den genauen Wortlaut kann ich mich nicht erinnern, aber was er sagte, schien mir ermutigend. Auf die Herzlichkeit des Papstes hatten mich Fotos und Berichte vorbereitet.

rom5Erstaunt hat mich die Herzensfreude, die dieser Mensch ausstrahlt, trotz aller Widerstände, die er von seiner nächsten Umgebung erleiden muss. Schon 2016 hatte er mir auf einen Brief geantwortet und mit Bedauern festgestellt: «Las resistencias existen. Le pido, por favor, que rece por mì.» – «Die Widerstände bestehen. Ich bitte, für mich zu beten.»

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So bitte ich auch Euch, liebe Freunde, auf je Eure eigene Weise Papst Franziskus gute Energie zu schicken. Vor allem aber wünsche ich Euch – ganz gleich was kommt – Anteil an seiner strahlenden Freude.

In herzlicher Verbundenheit,

Euer Bruder David

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